Je nach geschichtlicher Entwicklung der Insel variiert das Rassengemisch. Es ist ziemlich schwierig, hier noch Rassen zu unterscheiden und exakte Zahlenangaben zu machen. Generell kann man sagen, daß Guadeloupe schwärzer ist als Martinique. Auf Martinique sieht die offizielle Statistik so aus: 92% sind sog. "Schwarze" - in allen Schattierungen und Mulatten, 4% Asiaten, 4% Weiße.
Herausragende Ereignisse, die die Zusammensetzung der Bevölkerung bestimmt haben, sind die französische Revolution, die Stellung Martiniques als produktivere Insel und der Ausbruch des Mont Pelée auf Martinique 1902.
Auf Martinique fiel die Revolution wegen der damaligen Besetzung durch die Engländer aus. Als Folge davon behielten die weißen Herren ihren Kopf. Wer aus Guadeloupe vor der Revolution flüchten konnte, kam in der Regel nach Martinique. Auf Guadeloupe hatte man dadurch die Weißen fast ausgerottet.
Da Martinique immer mehr für die Kolonisatoren abwarf als Guadeloupe, war die wirtschaftliche Situation auch für kleine weiße Siedler und Mulatten entspannter. Die Mulatten konnten oft gute soziale Positionen erreichen und gingen gerne Mischehen ein. Das zeigt sich auch heute noch im größeren Anteil an Mulatten. Auf Guadeloupe waren die sozialen Spannungen größer, Mischehen sehr verpönt.
Schließlich starben beim Ausbruch des Mont Pelée sehr viele Menschen aus der Oberschicht Martiniques. (Das liegt daran, daß es begehrt und teuer war, in der Stadt zu wohnen. Nur die Reichen konnten sich das leisten. Außerdem waren alle Behörden in St. Pierre, mit ihnen entsprechend elitäres Personal. Pech.) Das gab vielen Leuten, die "in der zweiten Reihe" standen, die Möglichkeit, sich wirtschaftlich zu entfalten und reich zu werden. Die Verwalter der Güter, die nicht in der Hauptstadt gelebt hatten, konnten oft die Güter übernehmen und selbst Chefs werden. Unter Ihnen waren einige tüchtige Mulatten, so daß sich die Tendenz zu Mischehen weiter verstärkte, denn als Gutsherren waren sie auch für weiße Frauen durchaus attraktiv.
Martinique ist erstaunlich dicht besiedelt und das sieht man auch: kaum ein Fleck, wo nicht ein Häuslein im dichten Grün steht. Rege Bautätigkeit allerorten. Es herrscht dennoch dringender Bedarf an preiswertem Wohnraum. Dagegen macht sich auf Guadeloupe die Größe der Insel bemerkbar: Es ist nicht annähernd so dicht besiedelt wie Martinique, allerdings herrscht auch hier Wohnungsnot.
Das Bevölkerungswachstum ist dem gegenüber gering: Nur etwa 1% pro Jahr, nachdem es in den Siebzigern fast bei Null lag. Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 20 Jahre alt. Die vier Städte mit den meisten Einwohnern auf Martinique sind Fort-de-France, Lamentin, Schoelcher und St. Marie. Auf Guadeloupe macht die dämliche Aufteilung der Stadt Pointe-à-Pitre in mehrere Städte die Zahlenangaben zur Makulatur. Am dichtesten besiedelt sind die Großräume Pointe-à-Pitre und Basse-Terre.
So heißen die Einheimischen, früher waren damit alle, auch die Weißen gemeint. Die Kaiserin Josephine war auch eine Kreolin. Zunehmend bezeichnen sich aber die Schwarzen in Abgrenzung von den Europäern so. Etwa Anfang bis Mitte dieses Jahrhunderts fingen die Schwarzen an, sich auf die Suche nach einer eigenen nationalen Identität zu machen. Als richtige Afrikaner fühlten sie sich nicht mehr, und als Europäer wurden sie von den Weißen nicht anerkannt. So nahmen sie für sich das Wort Kreolen in Beschlag. Das hat leider auch zur Folge, daß sich Ansätze eines umgekehrten Rassismus finden lassen. Weiße werden teils als reiche Ausbeuter gesehen, die gefühllos und profitgierig die Schwarzen ausnutzen. Oft ist das jedoch nur eine Spielart von ökonomischen Gegensätzen, denn die etablierten Schwarzen hegen recht wenig solcher Ressentiments.
Oft werden alle reichen Weißen so bezeichnet, aber das ist unscharf. Die Békés selber würden das nicht so sehen. Sie würde mit diesem Begriff die reiche, weiße Oberschicht, die schon lange auf der Insel lebt, bezeichnen. Sie bleiben lieber unter sich. Man kann ohne weiteres von einer Kaste sprechen. Ihre Vorfahren waren oft Adelige oder Leute, die hier recht bald ein Vermögen zusammen hatten, die habitants, Leute mit Landbesitz. Sie machen auf Martinique gerade mal 2% der Bevölkerung aus, besitzen aber 80% der Landmasse Martiniques. Da die französische Revolution auf Martinique ja nicht stattfand, konnten sie hier ihre Stellung recht gut behaupten. Auf Guadeloupe hat sich zwar auch eine reiche Oberschicht gebildet, sie ist jedoch durchlässiger und nicht ausschließlich weiß. Viele Békés haben Schlüsselpositionen in der Wirtschaft oder Verwaltung. Da sie Martinique kennen und wohl auch lieben, kommen sie meist recht gut mit den Schwarzen aus, sieht man mal vom üblichen Haß der Armen auf die Reichen und umgekehrt ab. Ihre Wohnhäuser sind jedoch zum Beispiel fast nie festungsähnlich ausgebaut.
So heißen die Nachfahren der weniger erfolgreichen weißen Siedler; übersetzt "kleine Weiße". Die kamen oft als engagés, als Vertragsarbeiter, her und hatten oft nicht die Chanche ein Vermögen zu machen. Sie sind in der Regel völlig integriert und gehen gerne Mischehen ein.
Métros steht für Metropolitains, gemeint ist aber nicht die Pariser U-Bahn, sondern die Metropole = Frankreich. Weiße Franzosen aus dem Mutterland sind in großen Mengen als Touristen da, in geringeren als Einwohner. Sie sind sehr häufig entweder hoch qualifiziert, hoch bezahlt und in der Verwaltung, z.B. als Lehrer oder Anwälte tätig, oder Lebenskünstler und als Touristenführer, Tauchlehrer etc. tätig oder auch beides gleichzeitig. Ruheständler kommen auch hin und wieder.
Das Verhältnis ist nicht ausgesprochen gespannt, aber zwiespältig, finden doch die Métros angeblich viel leichter hochqualifizierte Arbeit bei der ohnehin sehr hohen Arbeitslosigkeit. Da es sich oft um gut ausgebildete oder abenteuerlustige Leute handelt, passen sie nicht so recht in die kleinbürgerlichen Wertvorstellungen des Rests der Bevölkerung, was zusätzliche Spannungen schafft.
Métros, die sich zum endgültigen Bleiben entschlossen haben, integrieren sich dennoch meist recht schnell, schaffen sich ein stabiles soziales Umfeld, zu dem meist auch viele Schwarze gehören. Damit sind die Probleme dann weitgehend vom Tisch.
Abkürzung für Rastafari. Sind natürlich keine biologische Rasse, aber eine Bevölkerungsgruppe, die sich stark von anderen abgrenzt. Auf anderen Karibikinseln sind sie wesentlich häufiger, z.B. Dominika und Jamaika. Trotzdem wird man immer wieder mit den Leuten konfrontiert und sei es nur, daß sie wegen ihres Äußeren auffallen. Sie sind nicht nur verlotterte Jugendliche, sondern eine Kulturgemeinschaft. Offenbar aber eine, die für Jugendliche sehr attraktiv ist.
Erkennbar sind sie an der - spätestens seit Bob Marley - bekannten Dreadlock-Frisur. Die Haare werden nicht geschnitten, sondern zu Zöpfchen eingedreht und toupiert. Damit das Ganze hält, wird oft Lehm oder eine andere schmierige Substanz reingeschmiert. Sie ist - symbolisch - eine Löwenmähne. Haile Selassie trug unter anderem den Titel "Löwe von Juda". Die Farben der Rastas sind Rot, Gelb und Grün wie die äthiopische Flagge und schwarz für die Farbe der Haut. In diesen Farben hält sich auch meist die Kleidung. Die Rastas haben besondere Eßgewohnheiten, die im Groben betrachtet ziemlich naturnah sind. Das gilt auch für die Rauchgewohnheiten: Am liebsten unbehandeltes Gras aus Eigenanbau (siehe Drogen). Auf Martinique trifft man Rastas vor allem in Lamentin und im Wald zwischen Grande Rivière und Prêcheur.
In den 30er Jahren entstand Rastafari als afroamerikanische Religion, benannt nach Negus Ras (=Fürst) Tafari, der als Haile Selassie I. in Äthiopien zum Kaiser gekrönt wurde. Die Rastafari sehen darin und in Anknüpfung an die Ideen des afroamerikanischen Politikers Marcus M. Gravey ein Zeichen der Hoffnung auf Heimführung nach Afrika, weg aus der "babylonischen Gefangenschaft" in Amerika. Gravey war unter anderem der Auffassung, daß nicht die Israeliten, sondern die schwarzen Äthiopier das von Gott auserwählte Volk seien. Weltweit gibt es weit über 5 Millionen Rastas, die meisten sind schwarz. Sie beziehen sich vor allem auf das Alte Testament der Bibel, besonders die Apokalypse des Johannes. Ganz wichtig ist ihnen die Vorstellung, daß Gott in jedem Menschen gegenwärtig sei. Das wirkt sich nicht nur sprachlich durch die ausgeprägte Betonung des Wortes "ich" aus, manchmal ist auch die Haltung ausgesprochen egozentrisch. An sich lehnen sie Lohnarbeit, die als Fortführung der Sklaverei gedeutet wird, ab. Ausnahmen gelten bei Arbeit für andere Rastafari und bei akuter Geldnot.
Am 31.12.1990 gab die Präfektur ihre Zahl für Martinique mit 4.500 an. Davon waren nur 8% nichtfranzösische Europäer. Der Rest kommt überwiegend aus der Karibik. Zur Zeit der Zuckerrohrernte kommen noch mal viele Saisonarbeiter dazu. (Tendenziell immer weniger.) Es leben aber auch viele Illegale auf der Insel. Diese Zahlen gelten in der Größenordnung auch für Guadeloupe.
Inzwischen naturalisiert sind die Inder, die ab 1852 als "Vertragsarbeiter" zur Arbeit auf den Plantagen ins Land geholt wurden, ebenso Chinesen, die etwa zur selben Zeit aus dem gleichen Grund kamen und schließlich ein paar Syrer und Libanesen. Sie kamen Ende des letzten, Anfang dieses Jahrhunderts aus den unabhängig werdenden französischen Mandatsgebieten. Als Geschäftsleute haben sie einen gewissen Einfluß auf das Schicksal der Insel genommen, allerdings mehr auf Guadeloupe, als auf Martinique.
21.7.1804 Paris (teils abweichende Angabe: 4.7.1804)
25.12.1893 Houilles, Seine-et-Oise
Deputierter, Unterstaatssekretär, Senator
Er war Sohn eines Porzellanfabrikanten, der vom Oberrhein stammte. Zunächst hat ihn sein Vater auf Reisen geschickt, um für die Produkte der Familie in Mexiko, Kuba und den USA zu werben (1829-1839). Während dieser Reisen wurde er mit der Sklaverei konfrontiert und begann gegen sie zu kämpfen.
Nach dem Tod seines Vaters hat er sein Leben ganz dem Kampf gegen die Sklaverei gewidmet. Er hatte die große Freude, am 27.4.1848 als Unterstaatsskretär für Marine und Kolonien in Paris selbst das Dekret zu unterzeichnen, das die Sklaverei abschaffte. Er machte politisch auch weiterhin Karriere, zunächst als Deputierter von Martinique (1848), dann von Guadeloupe (1849). Während des zweiten Empire (1852-1870) mußte er ins Exil gehen, wurde dannach aber gleich wieder Deputierter (1871) und Senator auf Lebenszeit (1875). Seine private Bibliothek hat er Martinique geschenkt. Eine ganze Reihe von Straßen, Orten und Plätzen sind auf beiden Inseln nach ihm benannt.
Sein Leichnam wurde 1949 vom Pariser Friedhof Père Lachaise ins Pantheon überführt.
Werke: De l'esclavage des Noirs et de la législation coloniale (1833), Des colonies françaises, abolition immédiate de l'esclavage (1842), Colonies étrangères et Haïti (1843), Vie de Toussaint Louverture (1889).
1653 in Paris (teils wird 1663 angegeben)
6.1.1738 in Paris.
Dominikanermönch, Unternehmer, Chronist.
29.1.1694 kommt Jean Baptiste "Pére" Labat in St. Pierre/Martinique an. Er war ein energischer Mann und guter Unternehmer. Seine Hauptleistungen sind die Einführung von wesentlichen Verbesserungen bei der Zucker- und Rumherstellung und eine umfangreiche chronistische Tätigkeit. Er hat im 1722 veröffentlichten "Nouveau Voyage aux Isles de l'Amerique" praktisch den ersten umfangreichen Bericht über Leben und Gebräuche der Sklaven verfaßt, der allerdings im Ton ziemlich zynisch geraten ist. Das Buch ist reich mit Stichen und Karten ausgestattet und war lange Zeit eine Art Standardwerk über die kleinen Antillen. So prägte Labat die gegensätzlichen Vorstellungen der Aufklärung von den Schwarzen mit: Die einen Leser nahmen sie als Menschen mit eigener Kultur war und ernst, andere ließen sich von der zynischen Darstellung ein recht dauerhaftes Negativbild der "Neger" suggerieren. 1705 verließ er Martinique wieder, um auf Missionsreise nach Italien zu gehen. Nach dem Ende dieser Reise, 1716, versuchte er, wieder in die Karibik versetzt zu werden, was aber nicht gelang. Er mußte in Frankreich bleiben, wo er seine Chronik redigierte.
1610
1687
Chronist, Mönch.
Ein anderer Chronist der Zeit Labats war der auf Guadeloupe schaffende Jean Baptiste du Tertre. Er war zunächst Soldat und Seemann, um 1635 Dominikanermönch zu werden. Er entdeckte Guadeloupe 1640, zu einer Zeit, als seine pastorale Tätigkeit aus politischen Gründen schwierig geworden war. Er machte drei Reisen nach Guadeloupe und schuf daraus - zehn Jahre nach seiner Rückkehr 1667 das Werk l'Histoire Générale des Antilles habitées par les Français. Anders als Labat war er nicht so zynisch im Ton, sondern recht objektiv und zurückhaltend. Aber auch ihm wird vorgeworfen, sich in den Dienst der Kolonisation gestellt zu haben.
9.3.1585
Juli 1637
Gouverneur.
Er war der Chef der ersten Siedler auf Martinique, worin sich seine geschichtliche Bedeutung für Martinique auch schon fast erschöpft. Er gab Richelieu den Anstoß, die Besiedlung der französischen Antillen zu versuchen. Schon ein Jahr nach seiner Ankunft auf Martinique gab er den Gouverneursposten ab und starb ziemlich bald darauf. Seine Frau übernahm die Leitung der kleinen Kolonie und gab den Kariben den Rest: Sie zettelte erfolgreich den endgültigen Ausrottungskrieg an.
1889 in Tunis
1977 in Paris
Architekt.
Er hat nach dem Wirbelsturm, der 1928 auf Guadeloupe so verheerend gewütet hat, die Aufträge für mehr als hundert öffentliche Gebäude erhalten. Meist blieb der leicht gigantomanischen Einschlag wegen der geringen Größe der Gebäude im Hintergrund, mit Ausnahme der Präfektur in Basse-Terre. Es sind leichte und billige Stahlbetonkonstruktion, sie sind für tropische Verhältnisse entworfen und dabei nicht mal häßlich.
1917
1988
Dichter.
Er stammt aus Marie-Galante. Sein Hauptwerk ist das Gedicht "Prière d'un petit enfant Nègre". Ein Platz in Pointe-à-Pitre ist nach ihm benannt.
31.5.1887
20.9.1975
Literat.
Er heißt eigentlich Marie René Auguste Alexis Léger und ist auf Guadeloupe geboren. Er kam ziemlich in der Welt herum, so war er z.B von 1916 bis 1921 an der französischen Botschaft in Peking und lebte zwischen 1940 und 1960 in USA.
Sein Werk ist stark an der französischen Literaturtradition orientiert, nur wenige Erfahrungen aus Guadeloupe fanden Eingang in sein Werk, was nicht sonderlich verwundert: Mit zwölf Jahren hat er die Insl verlassen und kam nie wieder. Er hat 1960 den Literatur-Nobelpreis bekommen.
Hauptwerke: Eloges, Poème à l'étrangère, Amers, Chronique, Oiseaux.
23.6.1763
29.5.1814
Kaiserin.
Sie war Tochter eines Gutsbesitzers auf Trois-Ilets und wurde bereits mit 16 mit dem Marquis de Beauhernais verheiratet. Sie hatte zwei Kinder, die später auch was wurden, Prinz Eugen und Königin Hortense (die spätere Mutter von Napoleon III). 1794 verlor der Gatte Beauhernais während der Revolution auf Guadeloupe den Kopf. Die junge Witwe ging nach Paris. Napoleon verliebte sich in die schöne Lebefrau, heiratete sie 1796 und ließ sie schließlich zur Kaiserin Frankreichs krönen. Da die Ehe kinderlos blieb, ließ er sich 1809 wieder scheiden. Sie lebte bis zu ihrem Tod im Schloß Malmaison bei Paris.
7.6.1848 Paris
8.5.1903 Atuona (Hivaoa/Marquesasinseln, die kleinen Punkte zwischen Australien und Südamerika, in der Ecke von Mururoa)
Maler und Graphiker.
Er war erst Bankangestellter, fing aber dann zu malen an. Schließlich wanderte er ziemlich herum. Dabei kam er auch kurz auf Martinique vorbei. Er hat in Anse Turin 1887 gelebt, bevor er nach Tahiti ging. Als er ankam war er völlig abgebrannt, daran hat sich bis zur Abfahrt nicht viel geändert. In Anse Turin gibt es ihm zu Ehren ein kleines Museum. 10- 17.30 offen, 15 F, 782266. Es gibt Briefe, Skizzen und ein paar Reproduktionen und für was sonst noch so Platz war.
25.6.1913 in Basse-Pointe/Martinique
Dichter und Politiker.
Mit 18 ging er von Martinique nach Paris, um an der Ecole Normale Supérieur Literatur zu studieren. Er begeisterte sich für den Surrealismus, las Hegel und Marx. 1934 gründete er mit einem Kommilitonen aus Senegal, namens L. S. Senghor die Zeitschrift étudiant noir. Sie sollte der kulturellen Entfremdung der schwarzen Studenten entgegenwirken. Sie nannten das, zusammen mit L.-G. Damas entwickelte Programm Négritude. (Siehe allgemeiner Teil/Literatur) Er schrieb das Buch Chaier d'un Retour au Pays natal. Kurz vor Kriegsbeginn, 1939, kehrte er nach Martinique zurück, arbeitete als Französischlehrer am Lycée Schoelcher und gab eine neue Zeitschrift heraus, die "Tropiques". Nach der Befreiung Frankreichs wird er 1945 Politiker und Bürgermeister von Fort-de-France, schließlich ein Jahr später Abgeordneter der Nationalversammlung. Er hatte großen Einfluß darauf, daß die alten karibischen Kolonien 1946 zu Überseedépartements wurden, lange nicht alle französischen Überseegebiete bekamen den Status von Départements, einige wurden nur Staatsgebiet =Territoirs (T.O.M.). 1956 tritt er aus der Kommunistischen Partei Frankreichs aus und gründet seine eigene Partei auf Martinique, die martinikanische Fortschrittspartei (PPM). Statt wie bisher die rechtliche Gleichstellung zu fordern, die jetzt einigermaßen erreicht ist, tritt er für das Recht auf kulturelle Eigenständigkeit ein. Durch seine überzeugende Persönlichkeit und die Fähigkeit, klare, aber nicht übertrieben radikale Lösungen für die verfahrene politische Situation anzubieten, fand er auch über Martinique hinaus große Resonanz.
Césaire schreibt politische Dramen (La Tragédie du Roi Christophe, Une Saison au Congo) Er fürchtet eine radikale und blutige Entwicklung wie in Haiti und sieht Frankreich als Garanten des sozialen Fortschritts an. (In Haiti hatte sich ein "schwarzen Napoleon", F. D. Toussant l'Ouverture, als Kaiser krönen lassen, schmiß zunächst die Franzosen raus, dann - zusammen mit den mittlerweile revolutionären Franzosen - warf er die Engländer und Spanier raus, um schließlich wiederum von den Franzosen festgesetzt zu werden. Derweil baute sein Volk immense Festungen, kämpfte ohne Ende und befriedigte das Ego des Diktators. Er ließ sein Volk im wahrsten Sinne des Wortes bluten. Dafür war Haiti ein paar Jahre unabhängig.) Entsprechend dieser Entwicklung hielt Césaire nichts von Unabhängigkeit, sondern kämpft - erfolgreich - für eine volle Eingliederung ins politische Frankreich. In seinem Werk vereinigt er französische Kultur und das afrikanische Erbe. Seine Lyrik ist stark politisch engagiert und teils auch recht pathetisch.
Es gibt eine französische Gesamtausgabe in drei Bänden. (Œuvres complètes, 1976) Auf deutsch sind erschienen: 1946, Und die Hunde schweigen; 1947, Zurück ins Land der Geburt; 1963, Die Tragödie vom König Christoph; 1966, Im Kongo; 1969 Ein Sturm; sowie 1950 ein Essay "Über den Kolonialismus".
1915
?
Literat.
Anhänger der Negritude-Bewegung. (Siehe Martinique/Amié Césaire) Lehrt nach einem langen Frankreichaufenthalt in Senegal, wo er auch ein Zentrum für Afrikanisches Theater gründete.
Zu seinen bekanntesten Werken gehören die "Rue Case-Nègres" und "La soleile partagée". Der Roman "La Rue Case-Nègres" wurde auf Martinique bei Rivière-Salée von Euzhan Palcy verfilmt.
Die europäische Kleinfamilie gibt es in gehobenen Kreisen und bei Aufsteigern. Ganz oben und etwas weiter unten wird es verwirrend.
Die Hälfte (!) aller Kinder werden unehelich geboren. Die Kinder einer Frau stammen meist von verschiedenen Vätern, von denen keiner mit der Mutter seiner Kinder lebt. Dafür leben die Väter, auch wenn sie über dreißig sind, häufig noch bei ihrer eigenen Mutter. Die Männer pflegen allgemein einen ziemlich merkwürdigen Männlichkeitskomplex. Das Verhalten wirkt gockelhaft bis infantil und steht in krassem Gegensatz zu ihrem bescheidenen Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie.
Meist sorgen die Frauen alleine für die Kindererziehung, bzw. mit den anderen Frauen der Familie. Sie gerieren sich sexy und begehrenswert und tragen Selbstbewußtsein zur Schau. Es herrscht starkes Rollendenken. Ein Mann, der Frauenarbeit macht, macht sich unmöglich. Verheiratete Paare führen ein recht unabhängiges Leben voneinander. Sie hat ihrer Freundinnen und Interessen, er die seinen.
Dazu kommt noch, daß die französische Sozialkasse den Kindesunterhalt zahlt, wenn es der Mann nicht tut. Auch die Vergabe von Sozialwohnungen und andere Sozialleistungen sind mit einem unehelichen Kind erheblich vereinfacht. Das läßt vielen jungen Frauen ein Kind als reizvollen Aspekt der Lebensgestaltung erscheinen. Die Kasse holt sich dann zwar das Geld vom Mann, aber nur, wenn der was verdient. - Was wiederum für den Mann nicht unbedingt einen Anreiz zur Erwerbstätigkeit darstellt. Es gilt als ungeheuer männlich, viele Kinder mit verschiedenen Frauen zu haben.
Aus den schwierigen finanziellen Verhältnissen heraus kommt es häufig vor, daß die Leute auf einem Grundstück leben, obwohl sie das nicht unbedingt wollen. Dann wird halt noch ein kleines Betonklötzchen auf das Grundstück gestellt. Nebenbei bemerkt: Nur so kann man mit dem kargen Lohn leben. Der durchschnittliche Haushalt hat auf Martinique gerade mal umgerechnet 2.300 DM pro Monat, die einzelne Person 540 DM. Davon gehen gut die Hälfte für Wohnen und Essen drauf. Oft werden die Häuser sukzessive gebaut, ein echtes Lebenswerk: Immer wenn etwas Geld da ist, wird Material gekauft und ein wenig weitergebaut. Das ist auch der Grund, warum viele Häuser nicht gestrichen sind. Farbe ist teuer, man wartet mit dem Streichen bis zu einer besonderen Gelegenheit.
Wer sich jetzt fragt, woher dann die vielen tollen Autos auf den Straßen kommen, kann folgendes feststellen: Erstmal werden tüchtige Händler hier schnell reich (muß an den Preisen liegen), weiter spielt der besagte Männlichkeitskomplex eine große Rolle und dann muß z.B. ein lediger Mann, der noch bei Mama wohnt, in der Regel nichts zu Hause abgeben. Er macht hin und wieder "Männerarbeit". Sein Gehalt ist quasi Taschengeld und geht voll in Klamotten, Auto und Vergnügen.
Es herrscht eine Art Zweitwirtschaft in Naturalien: Man arbeitet füreinander oder zahlt in Produkten aus dem eigenen Garten. Richtiges Geld braucht man daher nur für Steuern und Konsumprodukte, z.B. Auto, Hifi und im Umgang mit Fremden.
Hinweis: Wer etwas braucht, ist oft auf diese Zweitwirtschaft angewiesen. So kriegt man sein kaputtes Auto gegen Englischunterricht und ähnliches europäisches Standard-Know-How repariert. Alle Leute, die man kennt, auf das Problem hinweisen, Angebote kommen dann schon. Auch gegen Geld verkaufen geht wesentlich besser, wenn man erzählt, ratscht, fragt ...
Tatsächlich tragen die Frauen, wie schon erwähnt, die Hauptlast der Kindererziehung und Ernährung, teils freiwillig, teils, weil es nicht anders geht, denn die Männer sind dazu nicht gewillt. Die Rollenbilder differieren stark nach Frauenrollen und Männerrollen und lassen den Frauen nur da Raum, wo es nichts zu repräsentieren gibt oder wo es wirtschaftlich paßt.
Außer in den Gewerkschaften haben Frauen, wenn sie an hervorgehobener Stellung in der Verwaltung tätig sind, meist das übliche an Ämtern inne: Kultur und Familie.
Ein bißchen habe ich auf Martinique über die Situation der Frauen nachgeforscht:
Als einzige bisher in den Conseil Générale gewählte Frau ist Junny Dulys aus Morne-Rouge zu nennen. Sie wurde 1993 gewählt. Ansonsten hatten Frauen bei direkten Wahlen das Nachsehen, wenn sie in politische Ämter gekommen sind, dann über die Listen. Admiral Robert ernannte Louise Mariello 1941 als Bürgermeisterin von Macouba, eine Wahl fand damals nicht statt. Als Vichy-Statthalter war der Admiral auch nicht sonderlich beliebt.
Bevor die Insel den touristisch sehr netten Namen "Ile aux Fleurs"- Blumeninsel - hatte, nannten sie die Kariben "Matinino" - Ile aux Femmes, also Fraueninsel, warum ist unklar. Die ersten Reisenden brachten diese Bezeichnung sofort mit den legendären antiken Amazonen in Verbindung und träumten wild davon. Auch heute noch pflegt die Tourismusindustrie dieses Image. Immer wieder werden martinikanische Frauen als besonders schön bezeichnet. Da spielt mal wieder der feste Wille zur Exotik eine Rolle und vielleicht die Tatsache, daß die Bevölkerung im Schnitt sehr jung ist. Mann kann nicht unbedingt erwarten, daß Südseeträme von Touristen wahr werden. Frau ist oft sehr zurückhaltend, der gute Ruf ist schnell verspielt. - Übrigens auch der der Touristin, die länger bleiben möchte. Männer hingegen nehmen sich im wahrsten Sinn des Wortes Narrenfreiheit.
Der karibischen Bezeichnung "Matinino" wurde nicht weiter nachgeforscht, auch nicht, was herausragende Karibenfrauen oder Negerinnen angeht. Immerhin: Die Insel hatte eine Gouverneurin, Marie Du Parquet (1658), eine Art Jeanne d'Arc, Madeleine Dorange (1664) und die bekannte Kaiserin Josephine. Anfang dieses Jahrhunderts haben einige kreolische Frauen durch Literatur auf sich aufmerksam gemacht: z.B. Irmine Romanette, Mayotte Capeccia, Claude et Marie-Madeleine Carbet, einige auch unter Psydonym so Marie Berté (Emmbé), Clémence Cassius de Linval unter dem männlichen Psydonym Jean Max. Deren Werke sind auch in den öffentlichen Bibliotheken sämtlich vertreten - französisch, klar.
Die Frauenrechtlerinnen waren weniger militant als ihre europäischen und amerikanischen Genossinnen und zeigten sich dafür dem kulturellen Reichtum der Insel gegenüber aufgeschlossener. Herausragende Namen sind Anca Bertrand, Paulette Nardal, Marie-Thérèse Julien Lung-Fou.
Organisationen:
Union des Femmes de la Martinique
CFEI/Femme-Avenir, Centre féminin d'études et d'information, 58, Av. des Caraïbes
Femmes Chefs d'entreprises, Patronat féminin française 70.25.73
Schon dadurch bedingt, daß sich die Bevölkerung aus vielen verschiedenen Rassen zusammensetzt, die oft ihre Religion weiter gepflegt haben, ist die Situation ziemlich unübersichtlich. Die Menschen sind ziemlich religiös, und es gibt erstaunlich viele lebendige Kirchen. Die katholische Kirche ist weit verbreitet und die größte Kirchengemeinde auf beiden Inseln. (Martinique etwa 90%, Guadeloupe 95%) Aber ein Blick in die Kleinanzeigenmagazine zeigt den doppelten Boden: Überwiegend ist die Bevölkerung zwar katholisch, was sie aber nicht daran hindert, ihr Heil auch in Vodoo-Praktiken, allgemeinem Aberglauben und bei Sehern zu suchen. Massenhaft offerieren die ihre Dienste, garantiert sicher und in allen Lebenslagen. Zahlungserleichterungen werden versprochen oder Kasse erst bei Erfolg. Die guten werden séanciers genannt, die bösen quimboiseurs.
In jedem Dorf steht eine Kirche, es gibt eine ganze Reihe christlicher Bibliotheken. An der Straße sind sehr oft Kapellen zu finden, die manchmal ganz reizvoll sind. Die katholische Prägung erklärt sich geschichtlich: Die Sklaven wurden erst mal getauft, bevor man sie arbeiten ließ.
Fast jede Sekte hat auf Martinique eine Vertretung, seien es nun Methodisten, Adventisten, Mormonen oder Zeugen Jehovas. Im Vergleich zu anderen karibischen Inseln ist aber nicht die Spitze der Vielfalt erreicht.
Viele Glaubensgemeinschaften haben auch allerlei traditionelle Einflüsse, z.B. aus Afrika und Indien, mit einfließen lassen. Mit diesem Mix sind dann Weihnachtslieder ein echtes Erlebnis.
Es gibt eine Hindu-Tradition, die auch noch traditionelle Feste feiert, z.B. im Oktober das Divali-Fest. Dabei werden viele Lichter in die Fenster gestellt. Die Inder waren als "freie" Lohnsklaven nicht gezwungen, zum Katholizismus überzutreten.
Die Mohammedaner - auf Guadeloupe wesentlich mehr, als auf Martinique - begehen im Mohram, dem ersten Monat des islamischen Mondjahrs, das Hosein Fest mit bunten Umzügen. Dabei werden Nachbildungen von kleinen Moscheen, die tadjahs, mitgeführt. Der Fastenmonat Ramadan verläuft hingegen völlig unauffällig.
Der Zugang zur Kultur ist nicht immer ganz einfach. Oft gerät man an Touristenattraktionen und beim Feiern sind die Leute lieber unter sich. Der Rassismus ist zwar recht gering, aber es bilden sich doch Lager. Und man braucht viel Zeit.
Eine eigenständige Kultur begann sich auch erst mit der Entkolonialisierung zu entwickeln. Sie findet oft ihren Ausdruck in der Rückbesinnung auf die ethnische Herkunft. Meiner Ansicht nach finden sich mitunter auch stark antieuropäische Tendenzen.
Die sog. Hochkultur ist eher über europäische Literatur oder Bauwerke zugänglich. Allerdings ist da nicht viel los. Auf den Pflanzerinseln hatten die Herren kein Interesse daran, Kunst zu fördern. Sie galt als politisch gefährlich. Allenfalls übten sich die Herren selbst im Immitieren der jeweils modischen französischen Kunst, meist mit traurigen Ergebnissen. Theater oder ähnliches sind äußerst selten. Das letzte ordentliche Theater auf Martinique machte ein Jahr vor dem Untergang St. Pierres pleite, der Bau ging mit der Stadt unter. Findet heutzutage überhaupt Theater statt, so sind es politische Stücke oder Schüleraufführungen auf provisorischen Bühnen.
Es gibt kaum Museen in der Art, wie wir sie gewöhnt sind. Sie sind meist als Touristenattraktionen aufgemacht und ziemlich teuer. Dafür ist der Inhalt oft lachhaft: traurige Vitrinen mit staubigem Krimskrams drinnen, zusammengestöpselte Ausstellungsstücke, oft genug nur vergrößerte Fotos oder andere Reproduktionen. Die Ausstellungsmacher beweisen oft mehr Kreativität im Leutevergaukeln als Wissenschaftlichkeit. Die Beschreibungen sind oft dürftig oder in der falschen Sprache (französisch), die geführten Touren in unverständlichem Englisch, deren Inhalt selten über das hinausgeht, was sowieso im Reiseführer steht.
Architektonische Glanzleistungen finden sich geschichtsbedingt auf den französischen Inseln nur selten. Der Baustil ist ganz massiv von den Kolonialherren beeinflußt. Charakteristisch für die französischen Antillen ist der napoleonische Klassizismus (Empire) und Neugotik. Schöne Beispiele lassen sich in Fort-de-France und Pointe-à-Pitre finden. In der Regel sind es Verwaltungsbauten. Auch Festungsbauten waren von der Wehrtechnik der Kolonialherren bestimmt, z.B. Fort-de-France, Fort St. Louis oder Fort Delgrès in Basse-Terre.
Die Wohnbauten im Kolonialstil aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert mit ihrer verschnörkelten Holzarchitektur und den gußeisernen Balkonen sind recht reizvoll, aber nicht stilgebunden.
Die modernen Gebäude sind hauptsächlich in Betonguß- oder Skelettbauweise errichtet und fast ausschließlich zweckmäßig. Selten, daß dem Architekten mehr eingefallen ist, als das Ding möglichst billig zu bauen. Wenn ja, dann haben wir ein ganz normales Bürogebäude vor uns, in der Regel eines der Verwaltung. Da lebt sich dann die französische Grandeur in Glas und Aluminium aus. Wellblech wird gerne und oft für Schuppen und zum Dachdecken verwendet.
Die Individualität zeigt sich höchstens im Kampf mit Farbe gegen den schwarzen Belag, der sich durch Regen und Feuchtigkeit sehr schnell bildet und in den z.T. recht merkwürdigen Figuren rechts und links neben dem Gartentor. Hier sind gläserne Hochspannungsisolatoren und Lambis-Muscheln oder kitschige Gipsfiguren recht beliebt.
Auf Guadeloupe findet man sie noch wesentlich häufiger als auf Martinique: L'Habitat. Eine Holzkiste mit Wellblechdach, ca. drei mal fünf Meter groß. Es ist ein Haus. Daran werden, je nach finanzieller Lage und Familiengröße, bei Bedarf kleinere Seitenflügel gezimmert. Das Ganze wird bunt gestrichen. Es ist die etwas modernisierte Version der alten Sklavenhütte. Wer irgendwie kann, wohnt woanders. Oft stehen diese Baracken heute in noch nicht sanierten Bidonvilles von Pointe-à-Pitre (z.B. bei der Marina) oder auf dem Land, neben dem jetzt als Wohnhaus dienenden Betonklotz. Ganz was anderes ist St. François, dort wurden die Hütten nach Hugo, dem Hurrikan, wieder aufgebaut, weil es schnell und billig ging und den Touristen gefiel. Sie beherbergen heute eher kleine Touristikbüros und Autovermietungen, als Menschen. Einen Vorteil haben die Teile: Genauso schnell, wie sie bei einem Sturm umfallen, sind sie nachher wieder zusammengebaut. Eine Kiste Nägel und etwas neues Wellblech reicht.
Um ein privates Wohnhaus herum ist meist ein garten, der zum Anbau von Gemüse, selten auch zur Hühnerhaltung benutzt wird. Es ist der, in Touristenbroschüren heftig gepriesene, kreolische Garten. Oft hatten die Sklaven vor ihren Hütten Gärtchen, in denen sie Lebensmittel für den eigenen Bedarf anbauen durften. Manchmal war das ihre einzige Versorgung, manchmal durften sie mit den Erzeugnissen auch untereinander handeln. Entsprechend wächst alles, was man als Grundnahrungsmittel braucht, darin: Ein Brotfruchtbaum, ein paar Bananenstauden, etwas Zuckerrohr, Mangos, Papayas, Orangen, Limetten etc. Ein buntes Durcheinander und obendrein sehr zweckmäßig.
Musik ist ein wichtiges Element in der Kultur der Inseln, man kann ihr zum Teil auch gar nicht ausweichen. Es herrscht ein buntes Durcheinander verschiedener Arten und Stile. Zu nennen ist zunächst die traditionelle Musik, wie Biguine, Mazurka oder Walzer, dann romantische Musik, z.B. Zouk mit vielen Varianten und Tanzmusik aller Art, Walzer, Calypso, Salsa, Reagge.
Viele der karibischen Musikstile haben ihren Ursprung in Afrika, von wo sie die Sklaven mitbrachten. Durch den Verkauf der Sklaven Stammesverbände auseinandergerissen und die Leute bunt durcheinander gewürfelt. Und so wurden auch die einzelnen afrikanischen Stile ziemlich gründlich vermischt und neues entstand. Soft war es auch die pure Not, die Neues entstehen ließ: So wurden z. B. die Steelpans, die das Wesentliche Element einer Steelband ausmachen, desshalb erfunden, weil auf Tobago das Trommeln auf Holztrommeln verboten worden war. Die Pflanzer waren der Auffassung, daß die Sklaven unter dem Einfluß von Trommelmusik zu Extase, Unkeuschheit und allerlei anderer unchristlicher Dinge verleitet würden, und daß sie in ihrer durch die Musik aufgepeitschten Stimmung zu Aufruhr neigten. In der Tat lief auch die Verständigung der Sklaven verschiedener Plantagen oft über Trommelsignale ab, einer Sprache, die für die Weißen unverständlich war. Die Weißen hatten schlicht Angst vor den Trommeln in der Nacht. Die Sklaven wollten aber trotzdem trommeln, und so trieben sie Mulden in ausgediente Metallfässer, Kochgeschirr usw. die nach bestimmten Tönen gestimmt waren und machten damit Musik. Auf den französischen Inseln gibt es nicht viele Steelbands, eine hat ihren Übungsraum im Parc Floral in Fort-de-France/Martinique.
Oft lief auch die Feldarbeit unter Gesängen ab, die es durch den Rhytmus ja auch ermöglichen, daß eine Gruppe bei der Arbeit im Takt bleibt. Beim Kakaoanbau, wurde, statt die Kakaoschoten zu dreschen, einfach ein Tanz auf ihnen veranstaltet, mit dem Effekt, daß nachher, die reifen Bohnen vom Tanzboden geklaubt werden konnten.
Teils wurden auch europäische Musikinstrumente und Elemente europäischer Musik (Walzer), benutzt und in das Vorhandene eingebaut.
Calypso ist recht ruhig, aber sehr rhythmisch. Er stammt, natürlich, von der Westküste Afrikas. In der Karibik wurde Calypso zunächst hauptsächlich auf Trinidad und Tobago gespielt. Die Texte sind meist sehr volkstümlich, anzüglich, witzig und böse. Etwa wie G'Stanzl in Bayern. Bekannt wurde Calypso - allerdings mit salonfähigen Texten und allerlei Kanten und Ecken beraubt - durch Harry Bellafonte.
Zouk ist die Popmusik, die ständig aus jedem Radio dudelt. In den dazugehörigen Videos wimmelt es von reichen, jungen und schönen Menschen, mit tollen Begleitern oder Begleiterinnen. Statussymbole wie Benz, Rolls Royce, tolle Häuser mit Pool usw. flimmern in einer wahren Inflation über den Schirm. Lauter erfolgreiche Menschen; Schwarze, die es geschafft haben. Sie sind, wie Schlager bei uns, die Musik für Otto-Normal, denen sie auch in der Qualität von Musik und Text vergleichbar sind, besser tanzbar vielleicht.
Ausgehend von Jameika, hat auch der Reagge das Herz der Menschen erobert, auch von dieser Stilrichtung gibt es eine Reihe von Varianten. Was politische Texte angeht, passiert im Moment einiges, aber (noch) nicht unbedingt auf den französischen Antillen. Die gespielte Musik ist von den englischsprachigen Inseln importiert. Das ändert sich aber: Französischer Rap, teils mit Reggae-Elementen gewürzt, als Regga-Muffin, ist ausgesprochen im Kommen. Ausgehend von den Banlieus von Paris und Marseille haben die aggressiven und sozialkritischen Texte das Herz der Jugend erobert. Die Kids auf den Inseln sind hin & weg, jeder ist ein begnadeter Rapper, der mit seiner Band auf Entdeckung wartet.
Konzerte, auf denen es derartige Independent-Musik zu hören gibt, sind ziemlich schwierig zu finden und nur in Begleitung von Einheimischen zu empfehlen: Per Mundpropaganda wird am Nachmittag Zeit und Ort verbreitet. Dann fährt ein kleiner Lastwagen mit sehr großer Anlage drauf zum Veranstaltungsort, oft ein einsamer Strand oder eine alte Fabrikhalle. Die Stimmung ist aggressiv wie auf einer Punkfete. Ausnahmsweise sind die Polizisten mal recht agil: Keine zwei Stunden nach Beginn sind sie da und lösen die Session auf oder bemühen sich wenigstens drum.
Schließlich üben die Karneval-Trommler das ganze Jahr über. Diese salsaähnliche Trommelei wird nicht nur zu Karneval aufgeführt, sondern eigentlich bei jedem Umzug, Demo usw.
Auch in der Kirche wird gerne und viel gesungen. Die Messen dauern erheblich länger als bei uns. Neben dem Chor singt die ganze Gemeinde mit. Nicht immer schön, aber immer laut. Eine Tatsache, die einen als Nachbar umbringen kann: Nachmittags wird geprobt, abends ist Messe und am Sonntag geht's um zehn los und hört gegen eins auf. Abends geht's dann wieder los.
Sehr viele Leute machen sehr gerne selbst Musik, ob sie nun im Kirchenchor singen oder in einer Trommlergruppe spielen.
Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen folgten im 17. und 18. Jahrhundert zunächst ihrer jeweiligen Tradition. Die Sklaven bauten im wesentlichen auf mündliche Überlieferung traditioneller Geschichten, die Weißen, meist Angehörige der Oberschicht, orientierten sich an der französischen Literatur. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich eine eigenständige Literatur heraus. Sie hat Mitte dieses Jahrhunderts an überregionaler Bedeutung gewonnen. Ihre Entwicklung wurde maßgeblich von der kolonialen Situation, also Plantagenwirtschaft, Sklaverei und Kontraktarbeit, bestimmt.
Das älteste Werk, das heute noch von großer chronistischer Bedeutung ist, entstand zwischen 1690-1705 und stammt von Jean Baptiste "Pére" Labat (1653-1738). Er war Dominikanermönch und hat Kultur und Gebräuche der Sklaven - akribisch genau, aber in zynischem Ton - dargestellt. Offenbar war er zeitweise recht genervt von den Sklaven.
An Guadeloupe und Martinique ging die Entwicklung der englischsprachigen karibischen Literatur genauso vorbei, wie die der französischsprachigen, die vor allem in Haiti eine stürmische Entwicklung genommen hatte. Nur vereinzelt lassen sich überhaupt Werke finden.
Erst im Paris der 30er Jahre, als die karibischen Intellektuellen A. Césaire und L.-G. Damas und der afrikanische Intellektuelle L. S. Senghor die Négritude-Bewegung gründeten, kam es zu einem grundlegenden Einfluß auf die karibische Literatur. Weitere Vertreter sind der Theoretiker F. Fanons, der Romancier Josef Zobel, Michèle Lacrosil, Bertème Jumier, Maryse Condé. E. Glissant bringt das Konzept der Antillanité. Es beschreibt eine spezifische karibische Identität und geht auch so weit, die koloniale Sprache zu verformen. Ähnlich Daniel Maximin in L'isole soleil, 1981 und Patrick Chamoiseau in Solibo magnifique, 1988.
Négritude bezeichnete die Gemeinschaft aller Schwarzen, die Geschichte ihres Leids unter der Kolonisation und ihre positiven Leistungen in der Neuen Welt. Die Schwarzen sollten ihre Hautfarbe und ihr Wesen nicht mehr als Makel empfinden, sondern positiv annehmen und ihre Kultur mit Selbstbewußtsein pflegen. Sie sollten ihre afrikanischen Wurzeln nicht mehr versuchen zu verleugnen. Cesaire setzte diesen, maßgeblich von ihm geprägten Begriff auf Martinique als Bürgermeister und Abgeordneter um.
Césaires Kommilitone L. S. Senghor wurde Staatspräsident im Senegal. Er verwendete den Begriff Négritude allerdings anders. Er bezeichnete damit die Gesamtheit dessen, was man als eigene, schwarze, kulturelle Werte ansah: Gefühlsbetontheit und Leben im Einklang mit der Natur als positiven Gegensatz zu den europäischen Eigenschaften Vernunft und Fortschrittsglauben. Es sollte sich eine Art afrikanischer Humanismus entwickeln. Dieser Begriff wurde zunächst auch von einigen anderen Regierungen der frisch unabhängig gewordenen afrikanischen Staaten übernommen, später aber ziemlich heftig als rassistisch, rückschrittlich und schwammig kritisiert.
Es ist aber schon verblüffend, welche Tragweite diese Gedanken ein paar Pariser Studenten entwickelten.
Es gibt eine ganze Reihe von lokalen Künstlern. Deren Ausstellungen kann man sehr häufig in den Gemeindezentren (Maison de la Culture) oder anderen öffentlichen Gebäuden ansehen. In einem frisch renovierten Kolonialhaus in Fort-de-France (Martinique) ist ein neues Museum für zeitgenössische Kunst eingerichtet worden.
Die naive Malerei, die immer wieder mal an den Touristenständen verkauft wird, kommt meist nicht aus Martinique. Sie wird auf anderen Inseln hergestellt, wo die Arbeitskraft billiger ist und ist stilmäßig mehr oder weniger auch der naiven Malerei von Haiti angepaßt.
Bisher war einfach zu wenig Geld da, als daß sich Kunst richtig hätte entfalten können. Die Touristen bringen das Geld mit und sind eigentlich ganz scharf auf die "Art local", aber leider sind sie mehr an schlecht gemachtem, aber billigem Kunsthandwerk interessiert. Die traditionelle Batikmalerei ist wieder im Aufwind.
Es wird erstaunlich viel gefeiert. Aktuelle Infos bekommt man über die Listen der Touristenbüros. Sie haben einen richtigen Kalender mit (fast) allen Festen. Der ist allerdings teils schon recht alt. Genauer steht es kurz vorher in der Zeitung: Alles Feste werden groß in der Tageszeitung France-Antilles angekündigt. Tags darauf kommt ein aufwendiger Bericht über das Fest. Schließlich sind auch die syndicats d'initiative sehr hilfreich, wenn es um ein lokales Fest geht.
Jeder Ort hat seine Fête Patronale, die sich oft über mehrere Tage hinzieht. Es ist das Fest des Namenspatrons der Stadt. Je nach Dichte der Touristenströme folgt das Fest mehr dem traditionellen Muster Kirche - Umzug - Essen - Spiele und Wettkämpfe - abendlicher Tanz, oder ist halt eher touristisch aufgemacht. Meist sind diese Feste sehenswert.
Neben diesen regionalen Festen macht sich Frankreich bemerkbar: Am 14. Juli ist natürlich Nationalfeiertag und auch fern von der Bastille wird ihr Fall gefeiert. Die christlichen Feste Weihnachten, Ostern, Pfingsten und auch Neujahr werden recht aufwendig begangen, wobei Weihnachten am 25.12 gefeiert wird. Da die Politik auf den Inseln eine starke linke Tradition hat, und es immer noch viele unverdrossene Kommunisten gibt, ist der Tag der Arbeit, am 1. Mai ein anstrengender Feiertag. Am 15. August ist Maria Himmelfahrt (Assomption).
Die Befreiung der Sklaven wird gefeiert (Abolition), in Martinique am 22.5., in Guadeloupe am 27.5. jedes Jahres.
Zu Allerheiligen (toussaint) am 1.11. werden tausende von Kerzen auf die Badezimmergräber gestellt und die Leute feiern die Nacht über auf den Friedhöfen. Das sind noch Reste der afrikanischen Totenkulte.
Mi-Carême, eine Art Mitt-Sommernacht, nämlich die Mitte der Trockenzeit, wird wie ein kleiner Karneval gefeiert, allerdings ist auf Martinique nicht Feiertag, so daß die Umzüge oft am Wochenende danach stattfinden. Anders auf Guadeloupe, da ist Feiertag, nachmittags haben auch alle Läden zu.
Der Karneval wird eine ganze Woche lang gefeiert. Das heißt: Eigentlich geht es ab Mitte Januar mit Bällen und anderen geschlossenen Veranstaltungen los. Die heiße Woche ist dann die letzte vor dem Aschermittwoch. Es gibt wirklich überall Bälle (Eintritt meist um 200 F, Karten müssen sehr oft vorbestellt werden, ordentliche Festkleidung zwingend) und Umzüge. Die Stimmung ist in den letzten Jahren bei den Straßenumzügen in Fort-de-France/Martinique oft weniger fröhlich als aggressiv. 1994 gab es schwere Ausschreitungen, mit geplünderten Geschäften und Verletzten. Im Jahr darauf wurde der ambulante Verkauf von Rum verboten. Aber das hat nicht viel geändert: Die Leute sind nach wie vor hackedicht oder stoned. Crack hat sich in den letzten Jahren ein erschreckendes Entree verschafft, das merkt man auch am Karneval.
Wesentliches Element der Umzüge ist Lärm. Für den sorgen die Trommlergruppen oder Lastwagen mit Riesenlautsprecherboxen. Die Trommlergruppen haben alles dabei, was sich irgendwie für Percussion eignet: die große Trommel, mit der der Chef den Beat vorgibt, Snare-Drums, Bambushölzer, die auf einem Gestell um den Bauch geschnallt werden, große Plastiktonnen, Kuhglocken etc. Oft sind auch noch Blechbläser (Trompeten und Posaunen) dabei. Vorneweg zieht eine Schautanzgruppe, entweder Frauen, in neckischen Kostümchen oder Männer, auch in neckischen Kostümchen. Hinterher tobt die Menge. Wenn es dunkel wird, tanzen die Leute in den letzten drei Tagen auf der Straße.
Der König des Karnevals heißt Vaval, eine große Pappmachée-Puppe. Oft wird sie auf einem der besagten Lastwagen mit riesigen Boxen montiert, der ebenfalls Musik macht und mehr oder weniger lieblos verziert ist.
Die Zuschauer bei den Umzügen werden mit Konfetti, Mehl, Wasser und was sonst noch so zur Hand ist, beworfen und bespritzt. Bevorzugte Opfer sind vor allem junge Frauen und weiße Touristen. Das kann dem Fotoapparat das Leben kosten. Man kann aber, ohne sich in große Gefahr zu begeben, hingehen, sollte halt nicht unbedingt das Armani-Jäckchen anziehen. Taschendiebe haben Hochkonjunktur; alles zu Hause lassen, was nicht zwingend nötig ist. Wie immer, wenn die Stimmung konkret aggressiv wird, man also angepöbelt wird, sofort flüchten. Der Wirt einer Bar hat große Sorge um Lizenz und Mobiliar, und wird daher ziemlich zuverlässig Ärger mit cutlas und Freunden im Keime ersticken. Tip: Besser auf die kleineren Orte ausweichen, z.B. Marin/Martinique.
Der ganze Karneval ist ziemlich unspontan und ähnlich organisiert wie bei uns etwa in Köln oder Mainz. Das fröhliche und übermütige tanzen auf der Straße habe ich nur in relativ kleinen Orten oder spät abends entdeckt. Über dem König Vaval steht Kaiser Alkohol, und das kommerzielle Interesse vieler Veranstalter dominiert, vielleicht sind die Leute einfach etwas unlustig. Wer den Mega-Karibik-Karneval sucht, ist hier falsch. Trinidad heißt der Ort, wo's sowas gibt.
Am Freitag feiern die Schulen. Teils ziehen verkleidete Horden von Kindern auch durch die Straßen, teils gibt's in den Wochen vorher Bastelunterricht, bei dem die Kinder Masken und auch eine Papp-Vaval-Figur basteln. Diese Figur wird am Freitag in der Schule dann beschimpft. Alle Gymnasien Martiniques wählen das beste Paar zum "Königspaar", das heißt, daß 4000 Gymnasiasten in einer Halle toben und sich die Tänze und Präsentationen von vielleicht 50 bis 60 Paaren ansehen. Freitag und vor allem Samstag werden die verschiedenen Karnevalsköniginnen und die Minikönigin, die Kinderkönigin, gewählt. Süden, Norden und Mitte haben je eine eigene Organisation und eigene Königinnen.
Am Sonntag ist der erste große Umzug in Fort-de-France, im Bereich der Innenstadt.
Rosenmontag (jour ouvert, lundi gras) ist ein Tag der komischen Hochzeiten, an dem sonderbare Paare verheiratet werden (mariages burlesques). Sie haben meist aufwendige und lustige Kostüme und sind nicht selten gleichgeschlechtlich oder verkehrt rum. (Männer als Frauen verkleidet heiraten Frauen, die als Männer verkleidet sind.)
Am Faschingsdienstag (mardi gras) muß man rot tragen. Rote Teufel begleiten Vaval, den König des Festes. Es ist wirklich beeindruckend, wenn die Stadt ganz in rot rumläuft. Die letzten Tage ist in Fort-de-France die Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt, und massenweise Leute sind auf den Straßen. Da sich sehr viele Leute verkleiden, wirkt es wie ein Schauspiel aus einer fremden Welt: Alle stehen rum und warten.
Aschermittwoch geht's noch mal zur Sache, alle Leute sind schwarz/weiß gekleidet und eskortieren Vaval zum großen Scheiterhaufen am Strand. Es gibt ein Feuerwerk.
Das Programm der fetten Tage (jours gras) kann man der Lokalzeitung France Antilles entnehmen. Als Medienereignis gibt der Karneval einiges her und so sind Radio und Fernsehen mit Life-Übertragungen und vielen thematischen Sendungen zugegen. Hervorzuheben ist RFO, der Sender mit dem wohl umfangreichsten Karnevalprogramm.
Der größte Umzug findet in Fort-de-France statt. Aber praktisch alle Städte und Dörfer haben wenigstens eine, meist zwei Trommlergruppen und veranstalten Umzüge. Die Stimmung ist bei den kleineren Umzügen, z.B. Marin oder Lamentin, besser, gerät aber gegen acht abends gefährlich aus den Fugen. Man sollte auch nicht zu früh kommen: Viele Leute stehen gelangweilt rum, darunter auch ein paar Grüppchen Fieslinge. Es gibt drei Festzentren, aufgeteilt nach den geographischen Gegebenheiten: Für den Süden (Marin), Mitte (Fort-de-France) und den Norden (wechselnd).
Der speziellen Karnevalmusik kommt man nicht aus. Merkwürdigerweise findet sich auch das bei uns bekannte humpdahumpda-tätärä - rhythmisch etwas aufgepeppt - wieder. Jingle Bells kann man in der Karnevalsversion auch hören und alles, was sich auch bei uns zum Mitgröhlen in Menschenmengen eignet.
Die organisiert verkleideten Leute sind teils ganz lustig angezogen: Als laufender Bananenbaum, als Champagner-Flasche, als Europa, als tanzende Stelzenmänner. Palm- und Bananenblätter werden gerne als Verkleidung verwendet. Zwischen den Leuten hopsen mit Melasse beschmierte und nur mit Lendenschurz bekleidete Männer rum, die négres gros sirop. Sie umarmen gerne Passanten, die dann auch klebrig-braun sind. Ansonsten dominiert Plastik, bei den Frauen oft recht neckisch, mit Netzstrümpfen und Aerobic-Knöchelwärmern, die Männer tragen ihre Militärklamotten, Kampfanzüge und Baretts.
Die Tradition des Karnevals stammt von den weißen Siedlern, die ihn aus Europa mitbrachten. Für die Sklaven waren sie eine Möglichkeit, mal ein paar Tage lang zu feiern und zu trinken.
Generell kann man über die angebotene Küche sagen: So bunt wie das Völkergemisch ist theoretisch auch die Auswahl an Speisen und Gewürzen. Leider ist Kochen eine Kunst, und dazu braucht es eben Künstler, und die sind selten. Manche Reiseführer schwärmen sehr von der kreolischen Küche. Hört sich an, wie so manche Schwärmerei über französische Küche: gibt's tatsächlich, ist aber entweder sehr teuer oder ein Zufall.
Was Otto Normal davon mitbekommt ist wenig: Das Angebot an lokalen Zutaten ist nicht überragend groß. Normale Familien kochen normal, also billig und wenig kunstvoll; normale Restaurants ebenso, nur muß der Restaurantkoch seine Produkte nicht selber essen. Viel Fett, Soßen wie flüssiges Blei, alles ziemlich lieblos gemacht, nicht besonders gut, dafür ein echter Figur-Killer. Der Service ist meist keiner, dafür ist Essengehen verhältnismäßig teuer. Die Preise liegen weit über denen für vergleichbare Qualität in Deutschland.
Auf Guadeloupe machen sich die großen Tourismusströme bemerkbar: Die bezahlbaren Restaurants haben alle die gleiche Karte zum gleichen Preis. Dabei fällt auf, daß ein etwas geringerer Preis meist einen deutlichen Qualitätsabfall mit sich bringt, ein etwas höherer meist eine deutlich bessere Qualität, vor allem beim Service.
In teuren Restaurants wird auf nouvelle cuisine gemacht, aber der Service ist auch hier ziemlich am Ende: Haben Sie schon mal bei einem Abendessen erlebt, daß für fünf Personen regelmäßig nur vier Gerichte kamen, die dafür nach Ewigkeiten des Wartens; nette Spießchen mit Stücken für Riesen, aber - da Nachtisch - ohne Messer; daß in der Weinflasche noch die Hälfte des Korkens steckte (was ein lustiges zeig-Du-mir-dein-Taschenmesser,-ich-zeig-Dir-meins auslöste, da die Bedienung mehrere Stunden nicht kam und der Durst groß war), daß dafür das Essen kalt war (Raumtemperatur, d.h. 18ºC, wegen der Air-Condition) und im wesentlichen ungenießbar, da das Besteck nicht die geeigneten Qualitäten aufwies: Buttermesser für ein zähes Stück Leder. (So geschehen im Hotel La Bateliere, Martinique, angeblich eines der Besten auf der Insel.) Das ist zwar nicht der Normalfall, aber die Chance, daß einem derartiges passiert ist höher, als sonstwo auf der Erde.
Da hilft nur eins: Leute fragen und nicht weinen. Es gibt gute Restaurants. Sie sind aber selten.
Wenn man sich Magen und Freude nicht verderben will, sollte man bei Restaurants nicht knausrig sein. Lieber selber kochen: Eines der vielen, bunten Rezeptbücher kaufen und einkaufen gehen. Viele Gemüsesorten lassen sich in der Art wie Kartoffeln zubereiten, z.B. Brotfrucht, Süßkartoffeln und Christophines. Das vereinfacht die Kocherei erheblich. Eine Familie mit ähnlichen Vorlieben kennenzulernen, ist natürlich auch eine Lösung.
Straßenhändler sind selten. Leider ist damit auch das Angebot an kleinen Portionen zu kleinen Preisen beschränkt: Es gibt Baguettes-Läden, Hamburger-Fast-Food und Chinesen. Am Bus-Terminal in Fort-de-France und an manchen Märkten gibt es Straßenhändler, die Kokosnüsse zum Auslöffeln verkaufen. Das Stück kostet um die 5 F. Als Löffel dient dabei ein Stück Schale, das einem der Verkäufer mit der Machete zurechthackt. An Stränden gibt es ambulante Eisverkäufer, sie bieten meist eine Art Zitroneneis (sorbet) an. Angst vor Salmonellen ist unbegründet.
Accras sind fritierte Gebäckbällchen mit Fisch- oder Gemüsegeschmack und verschiedenen Soßen zum Dippen. Sie werden häufig als Vorspeise angeboten. Normalerweise wird einfach gewürzter Pfannkuchenteig verwendet, so daß sie sich auch leicht selber kochen lassen. (z.B. Shrimps in den Teig kippen, der ordentlich mit Piment gewürzt ist, und in heißem Öl rausbacken. Schmeckt prima.)
Avocado, französisch avocat, was auch Rechtsanwalt heißt. Die, an sich auch bei uns in jedem Supermarkt käufliche Frucht, schmeckt herausragend viel besser als zu Hause. Sie wurde schon von den Kariben auf die kleinen Antillen gebracht. Sie nannten sie aouaca. Es gibt sie vor allem zu Salaten, als Creme oder als Vorspeise. So genossen ist sie auch ein feiner Snack: Halbieren, Kern raus, Salz, Pfeffer und Limettensaft drauf, auslöffeln.
Blaff ist eine Art, Fisch zu kochen, sie ist ähnlich der court-bouillon (französische Fischsuppe).
Blanc Manger ist ein Wasserpudding aus Kokos, Milch und Gelatine. Wird als Dessert gereicht und schmeckt besser als es klingt.
Chatrou ist der kreolische Name für Tintenfisch.
Chroque Monsieur ist ein Schinken-Käse Tost, oft mit ein wenig Salat. Beim Chroque Madame ist noch Spiegelei dabei oder was nach liebloser Zubereitung von dem Ei noch übrig blieb. Beide sind als Snack gedacht und jedenfalls auf Fragen in fast allen Bars und kleinen Restaurants zu bekommen.
Colombo sollte eine indische Gewürzmischung bestehend aus Ingwer, Cumin, Coriander, schwarzem Pfeffer, Curcuma und Senf sein. Meistens deutet die Bezeichnung ein Reisgericht, das mit dieser Gewürzmischung gewürzt sein sollte, an. Tatsächlich kriegt man Curryreis mit irgendwas. (Colombo ist schärfer als der bei uns bekannte Curry, so daß oft halt noch ein bißchen Piment dazugekippt wird.)
Corossol ist eine große grüne Frucht, die an einer Art Weinstaude reift. Ihr Fleisch ist weiß, sie wird zu sehr guten Fruchtsäften, meist mit Annanas oder ähnlichen gemixt, verarbeitet.
Fruit à Pain ist die Frucht des Brotbaums. Der Baum ist ein Maulbeerbaumgewächs. Er wurde 1792 von Kapitän Bilgh (Meuterei auf der Bounty) zur Ernährung der Sklaven aus Tahiti in die Karibik eingeführt. Ein Gemüse im Melonenformat. Brotfruchtbäume sind sehr praktisch: 9 Monate im Jahr trägt der Baum viele, etwa 2-3 kg schwere Früchte, die stärke-, zucker- und vitaminreich sind. Jeder Baum hat seine eigene Vegetationsperiode, so daß man fast immer was ernten kann. Er braucht keine Pflege und ist nicht umzubringen. Die Früchte werden zerschnippelt und dann wie Kartoffeln zubereitet. Sie schmecken auch etwa wie Kartoffeln, etwas süßer vielleicht.
Igname ist ein Wurzelgemüse, das ähnlich vielfältig wie Kartoffeln zubereitet wird. In Restaurants bekommt man es fast nie.
Lambis (lat. strombus gigas) sind Muscheln, die aussehen wie eine Südseemuschel das muß und auch so groß werden: ~30 cm. Das Fleisch wird gerne zu Grill-Spießchen oder Fricassée verarbeitet. Es ist sehr fest und recht gut. Die "Schneckenhäuser" kann man kaufen, sie kosten für Touristen mehr, als der ganze Inhalt samt Zubereitung: etwa 60 F. Das Loch im oberen Drittel zeugt von der Öffnungsmethode: Heutzutage wird mit einer Flex ein kleiner Spalt geschnitten und die Sehnen, die den Muschelkörper am Haus festmachen, mit dem Messer durchtrennt. Dann kann man das Tier einfach aus seiner Verpackung ziehen und grillen. Früher wurden die Dinger mehr oder weniger brutal mit Steinen aufgeklopft.
Manicou ist eine Opossum-Art, die vom Aussterben bedroht ist, und nur auf den Antillen vorkommt. Manchmal landen sie tatsächlich auf dem Touristen-Tisch, meistens ist es aber irgendwas anderes, was einem unter diesem Namen vorgesetzt wird. Die Tiere sind nämlich inzwischen wirklich fast ausgestorben, machen sich aber werbewirksam auf der Speisekarte.
Maniok ist ein Grundnahrungsmittel, das von den Arawaks aus Südamerika mitgebracht wurde. Es findet nur noch in Notzeiten, bei armen Leuten und in der Touristenküche Verwendung. Maniok ist giftig und die Herstellung des (ungiftigen) Mehls ist aufwendig. Dafür schmeckt es auch nicht. Die Wurzelknollen werden geraspelt, gewässert und ausgepreßt. Die so entgiftete Paste wird getrocknet und gemahlen. Meist wird damit Fladenbrot (frz.: cassave) hergestellt. Es schmeckt ohne Gewürze, wie jedes andere Fladenbrot nach überhaupt nichts. Auf alten Habitationen kann man neben den Zuckersiedereien oft auch noch die Reste einer Maniok-Küche ansehen.
Oursin sind die miesen Tiere, auf die man dauernd am Strand latscht: Seeigel. Sie geben ausgezeichnete Accras und das glückliche Gefühl, nach dem Essen auf ein paar weniger zu treten. Man kann auch selbst auf Jagd gehen, sie laufen ja nicht weg. Es gibt eine spezielle Zange, um die Viecher zu halbieren. Aber ein cutlas (Machete) und der schon bei der Jagd hilfreiche Handschuh tut's auch. Ausspülen, Innenleben verkochen. Das bißchen Fleisch, das in einem Seeigel ist, ist sehr würzig, aber nicht formstabil. Im Accras-Teig schmeckt es sehr gut. Auf einer Scheibe Weißbrot, evtl. mit Tomate und - so man findet - Knoblauch ein erstklassiger Genuß.
Piment ist ein Strauch mit grünen und roten Schotenfrüchten, die wie dicke Pepperoni aussehen und fürchterlich scharf sind. Sie werden kleingeschnippelt in Öl eingelegt, das dann zum Schärfen verwendet wird. Noch gemeiner sind ganz kleine rote Schötchen, die auf denselben Namen hören. Eigentlich hört alles, was sehr scharf ist auf den Namen Piment. Ein braunes Püree aus den Kernen wird gerne eingemacht und hält ewig, sogar bei der tropischen Hitze, was niemanden wundern wird, der einmal zuviel davon verwendet hat. In Läden, die Baguettes verkaufen, wird man oft gefragt, ob man Piment auf das Baguette will. Man sollte rechtzeitig Stopp! oder ähnliches schreien.
Ti-Nain heißen liebevoll-kreolisch die ausgezeichneten kleinen Dessert-Bananen, die es leider, leider bei uns nicht - oder nur extrem teuer - gibt. Französisch heißen sie Pommes-Figuier. Neben der bekannten Methode, sie zu essen, kann man sie auch in der Pfanne mit ein wenig Butter und braunem Zucker rösten, Rum drüber, anzünden, fertig. Göttlich.
Z'Habitant ist ein großer Krebs, ähnlich einer Languste. Manchmal meint es aber auch einen großen Fisch: eine bekannte Persönlichkeit.
Es gibt mehrere verschiedene Arten, wie traditionell Fischfang betrieben wird.
Reusenfischen: (Pêche à la Nasse) Immer wieder sieht man die Reusenbauer, oder Fischer beim Flicken ihrer Reusen. Sie sind heute aus Maschendraht gebaut. Früher wurden sie aus Palmblättern und Bambus geflochten. Sie werden in etwa 10-30m Tiefe gelegt. Merkwürdigerweise verlaufen sich wirklich ein Haufen Fische aller Art darin. Es hat etwas mitleiderregendes, wie die Fische dann stundenlang stumpfsinnig knapp am Ausgang vorbeischwimmen und gegen das Gitter dotzen. Diese Methode ist sehr alt, schon die Kariben haben sie benutzt. Das ging solange gut, solange die Reusen aus leicht verrottendem Material gebaut waren, und ein Fischer mangels Motorboot nicht allzuviele Reusen auslegen konnte. Mittlerweile sind die Reusen aus Maschendraht, der um einen Holz- seltener auch Stahlrahmen gespannt wird. Ein Fischer legt teils über hundert Reusen aus. Sie liegen in Küstennähe, bei den Korallenriffen. So werden die Korallenriffe abgefischt und manchmal auch noch beim Bergen der Reusen zerstört.
Strandfischen (la Senne) ist eine alte Fangmethode, die aber heute nur noch recht selten und hauptsächlich in Martinique betrieben wird. Man kann manchmal Leute im karibischen Norden, in der Gegend um Prêcheur/St. Pierre dabei sehen. Das halbe Dorf ist auf den Beinen. Einige legen mit Booten im weiten Halbkreis in der Nähe des Strandes das Netz aus. Das wird dann von der überwiegenden Menge der Leute langsam vom Strand aus eingeholt. Boote halten das Netz in der richtigen Lage, einige Schnorchler schauen, ob schon was drin ist. Der Fang wird nach festen hierarchischen Regeln geteilt, wobei der Eigentümer des Netzes den Hauptanteil und die Netzeinholer am Strand am wenigsten bekommen. Dazwischen liegen die anderen etwas verantwortungsvolleren Jobs, z.B. die Netzhalter, die mit dem eigen Boot raus fahren.
Eine heute noch wichtige und ziemlich sicher die älteste Fangmethode ist das schlichte Sammeln (le Ramassage). Auf diese Weise werden Seeigel, Langusten, Muscheln und Austern gefangen. Damit verwandt ist die Harpunenfischerei, denn oft nehmen die Sammler heute neben der Taucherbrille, Flossen und dem Schutzhandschuh auch noch eine Harpune mit und schießen, was so vor die Flinte kommt.
Hochseefischen wird entweder von Touristen auf amerikanische Weise betrieben oder von den Fischern auf antillanische. Bei Rivière-Grande finden sich die meisten dieser Fischer, die traditionell Jagd z.B. auf Thunfische, Hammerhaie etc. machen. Sie fahren mit langen, relativ schmalen Booten, den Gommiers, die man auf der ganzen Insel sieht, bis auf die offene See. Heutzutage haben die Boote starke Außenborder, früher war das ein besonders mühsames und gefährliches Unterfangen. Das Boot selbst ist früher aus einem einzigen Gummibaum hergestellt worden, in dessen Stamm mit glühenden Kohlen ein entsprechendes Loch für die Besatzung gekohlt wurde. Heute werden sie aus Planken hergestellt, wie andere Boot auch. Sie sind immer noch in der traditionellen Form, recht schwer, lang und schmal. Die für die Hochseefischerei benützten Boote sind die besten, die die Fischer haben. Ihre Außenborder haben fast immer über 100 PS.
Die Lage der Inseln, insbesondere Martiniques, erlaubt es, recht schnell in tiefe Gewässer zu gelangen. Dort sind Großfische. Andererseits gibt es auch weit vor den Inseln flache Lagunen, in denen die Wassertiefe nur 5 - 40m beträgt. Es gibt eine ganze Reihe von Fangmethoden, die weit vor der Küste ausgeübt werden: Aus dem Boot hängt eine lange, starke Leine mit fettem Haken im bunten Holzfischchen. Die Raubfische schnappen danach.
Diese Fischer fangen auch fliegende Fische, die knapp unter der Wasseroberfläche schwimmen, mit Netzen, die sie einfach über den Schwarm werfen. Die Fische flüchten, aber in die falsche Richtung: Nach oben. Normalerweise, bei Angriffen von Raubfischen rettet ihnen das das Leben, hier nicht. Je nach bejagter Fischart legen die Fischer auch Schlepp- und Grundnetze. Man hat beobachtet, daß sich die Fische gerne in der Nähe von schutzbietenden Plätzen aufhalten, z.B. alten Wracks. So kam man auf die Idee, künstliche Wracks zu schaffen, die DCP oder dispositifs de concentration de poissons, deutsch: Fischkonzentrationsmittel.
Die amerikanische Methode, Hochseefische zu fangen, ist im Prinzip ähnlich der traditionellen mit dem Gommierboot, aber sieht sehr viel repräsentativer aus: Eine Leine mit Haken wird hinter dem Boot hergeschleppt. Eine starke und teuere Motoryacht fährt raus, aber hier wird mit Angelruten gekämpft. Hier kann sich der echte Mann beweisen, daß er ein solcher ist. Zur Not hilft der Captain ein wenig nach.
Eine witzige, aber effektive Methode Landkrabben zu fangen, ist die mit der Krabbenfalle. Es ist ein etwa 30 cm langes Holzkästchen, das nach dem Prinzip einer Lebendfalle für Mäuse arbeitet: Holt sich die Krabbe den Köder in der Schachtel, fällt die Klappe zu. Man sieht immer wieder morgens Leute mit diesen Fallen heimgehen.
Hahnenkämpfe werden Sonntag nachmittag gerne von den Leuten besucht; eine eigene Welt. Angeblich stammt diese Sitte von den ersten Kolonisatoren, den Spaniern. Das ist für Südamerika und die großen Inseln sicher richtig. Nach Martinique und Guadeloupe kamen die Spiele aber sicher nicht direkt von den Spaniern, sondern von anderen Siedlern - und auch von Sklaven, die Gefallen an der Show gefunden hatten. In vielen afrikanischen Religionen werden Hähne gerne als Opfertiere verwendet, was vielleicht ein wenig die Passion der Leute erklärt.
Die Kämpfe finden in Pitts statt, eine kleinen Arena mit vielleicht 3m Durchmesser und (meist rotem) Teppich drin, mit steiler Holztribüne unter einem Wellblechdach. Davor gibt's Bier und Rum und so; und natürlich kleine Snacks.
Hier kann sich der Männlichkeitswahn in voller Blüte zeigen und die meisten Gockel haben keine Federn aber ordentlich Rum intus. Im Publikum sind aber fast immer auch ein paar Frauen und - natürlich - Touristen. Mich hat schon etwas schockiert, wie gleichmäßig mitgerissen auch diese Besucher waren, denn - Tradition hin oder her - es ist Tierquälerei.
Die wird allerdings zum gesellschaftlichen Event: Parkplätze werden in den ansonsten ausgestorbenen Dörfchen zum Problem, wenigstens in Laufweite des Pitts. (Seltener gibt es auch mittwochs oder donnerstags ab 14h Kämpfe und natürlich an Feiertagen.) Den ansonsten von außen sehr unauffälligen Pitt erkennt man ohne weiteres am Lärm: Es geht hoch her, je nach Stand des Kampfes wird verhandelt oder gebrüllt oder geklatscht.
Zu Beginn des Kampftages werden die Hähne gewogen und in Gewichtsklassen eingeteilt. Dann werden die Paare ausgelost. Ist das geschehen, werden die Hähne in Käfigen isoliert von ihren Besitzern bis zum Kampf aufbewahrt.
Vor jedem Kampf erfolgt der Aufruf. In den folgenden 15 min., länger darf's nicht dauern, werden die Hähne präsentiert und vorbereitet, was fast kultische Züge annimmt: Die Hähne sind schon vorher teilweise gerupft, die kahlen Stellen werden jetzt mit Rum eingerieben und auch die Tiere bekommen etwas davon eingeflößt. Die Krallen werden noch mal geschärft, die Sporen mit einer Art Dorn verlängert. Ein Helfer des Schiedsrichters testet die Hähne mit einem Wattebausch auf verstecktes Gift. Ist der alkoholgetränkte Wattebausch nicht völlig sauber, so darf der Hahn nicht am Kampf teilnehmen und hat verloren. Er ist "dreckig". Je nach Temperament der kokeleux (Hahn-Besitzer), ärgern sie sich gegenseitig oder nur den jeweils anderen Hahn.
Während die Herren der Hähne die Vorbereitungen treffen, werden routiniert geschäftsmäßig Saalwetten abgeschlossen. Sie sind nicht hirnrissig hoch, so um die 100 bis 1000 F. Die Besitzer und Züchter haben schon vorher eine (interne) Wettliste aufgestellt, und hier sind die Beträge teils erheblich höher. Wer wetten will, muß eine Summe, den Namen des Hahnes, auf den er setzt, und die Quote sagen, die er anbietet. Namen und gewogenes Gewicht stehen auf einer Kreidetafel über dem Eingang. Antwortet der Angesprochene oder irgend jemand anders mit Blickkontakt pari tenu gilt die Wette. Gezahlt wird sofort nach dem Kampf und cash.
Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, wird die Mini-Arena geräumt und die Hähne aufeinander losgelassen. Manchmal werden sie von Helfern festgehalten, manchmal unter je einen Korb gesteckt, der dann entfernt wird.
Sofort springen sie sich an wie wild. Echt erstaunlich! Keine zwei Sekunden dauert es! Nur äußerst selten ist ein Hahn "feige" und sucht sein Heil in der Flucht, saust gackernd im Kreis des Pitts. Passiert das in den ersten drei Runden, werden die Hähne gefangen und es geht noch mal los. Rennt er wieder weg, wird nach Verletzungen geschaut. Ist der Hahn verletzt, hat er verloren, der Kampf ist zuende. Ist er nicht verletzt, wird der Kampf annulliert, es gibt keinen Gewinner. Meist landet ein Hahn nach so einer Aktion als poule (Henne) im Kochtopf, von der Weiterzucht ist er auf jeden Fall ausgeschlossen.
Läuft der Kampf, geht die Menge mit, jeder Schlagabtausch hat Gebrüll und Beifall zu Folge. Es dauert nicht lange, sie werden schnell schwach, bald ist raus, wer der Stärkere ist. Die meisten Duelle dauern nicht länger als 5 min. Jedesmal, wenn ein Hahn mit dem Kopf zu Boden gedrückt wird, läutet der Schiedsrichter (director-juge) eine Glocke, das Publikum johlt. Das war eine Runde. Jeder Angriff wird rhythmisch skandiert. Ein Hahn fällt immer öfter hin, weicht aus, ist sichtlich am Ende.
Der Kampf wird beendet, wenn raus ist, wer der Stärkere ist. Länger als zwanzig Minuten darf der Kampf nicht dauern. Stehen oder liegen dann beide, ist es ein Unentschieden. Der Eigentümer des schwächeren Hahns hat es in der Hand, den Kampf zu beenden. Gute Kampfhähne werden bemerkenswert teuer gehandelt, und so lassen sie die Tiere nicht bis zum Tod von einem weitermachen. Immerhin. Die verlängerten Sporen sind aber für tödliche Schläge da. Ohne sie würden die Kämpfe praktisch nie tödlich enden. Offenbar haben die Hähne da mehr Hirn als ihre Herren.
Es gibt immer noch etwa 40.000 Kampfhähne alleine auf Martinique, die meisten aus eigener Zucht. Nur etwa 1.000 Hähne werden pro Jahr aus traditionellen Hahnenkampfländern, wie etwa Spanien oder Venezuela importiert.
Die kokeleux, die Hahnenbesitzer, machen ein unglaubliches Aufhebens um ihre Hähne. Die Tiere werden "ausgebildet", gehätschelt, in Rum eingelegt, massiert, etc. Schon die Zuchttiere werden mit großer Sorgfalt ausgewählt, etwa vergleichbar mit der Liebe, die manche Leute bei uns in ihr Auto stecken. So ein Tier kann dann nach gewonnenem Kampf 5.000 F wert sein. Im wesentlichen dreht es sich darum, den genetisch aggressivsten Hahn auszwählen und so ausdauernd und bösartig wie möglich zu machen.
Der Eintritt liegt meist um die 50-60 F. Da es in jedem Dorf so einen Pitt gibt, hat es nicht viel Sinn, Adressen anzugeben. Die genaue Adresse kennt eh' niemand und die Frage nach dem Pitt wird eher verstanden. Die grobe geographische Richtung kann man aus den IGN-Karten entnehmen. Dort sind die Pitts mit einem Symbol eingezeichent, allerdings haben seit der letzten Überprüfung schon einige zu gemacht. Obendrein sind sie an den geparkten Autos und Lärm ohne weiteres zu erkennen. Für Martinique habe ich ein paar angegeben, die die besten sein sollen. Siehe dort.
Trotz aller Begeisterung der Leute: Das Fernsehen schlägt böse zu, der Gang in den Pitt ist nicht mehr die einzige Sonntagnachmittagsbeschäftigung der Männer. 1965 gab es z.B. auf Martinique noch 133 Pitts (!) 1991 waren es noch 85, Tendenz weiter fallend.
Püppchen in den traditionellen (Sonntags-)Trachten kann man in den Touristenläden sehen. Oft werden auch die dazugehörigen Kopftücher für Frauen verkauft, bunt-kariert und mit meist drei Zipfeln. Die Anzahl der Zipfel zeigte früher den "Status" einer Frau an. Ein Zipfel: Frei, zwei Zipfel: verlobt, drei: verheiratet und vier: nicht zurückhaltend. So zumindest die Übersetzung der Touriwerbung.
Die vollständige Tracht bestand aus einer hellen, meist weißen Bluse, dem Madras-Tuch als Rock und einem Schal, manchmal auch einem Jäckchen. Madras ist das auffällige Tuch mit dem quadratischen Muster. Es stammt aus der gleichnamigen Stadt in Indien und wird traditionell aus Baumwoll- und Bambusfasern gewebt und ähnlich einem Sari um die Hüften gebunden. In leichterer Ausführung, aus Seide oder Polyester, kann man es in jedem Touristenladen kaufen. Dazu gehört der Foulard, ein Seidenschal.
Am Anfang dieses Jahrhunderts wurde noch fein unterschieden zwischen Femmes à Madras, den Bäuerinnen, und Femmes à Chapeau. Die Frauen mit Hut waren Bürgerinnen.
Wie bei uns, wird nur noch selten traditionelle Tracht angezogen, meist z.B. zur Fête Patronale, zum Karneval oder in traditionellen Restaurants zur Erbauung der Touristen. Noch seltener ist sie dann stilecht. Alles was nach Dirndl (resp. Madras) aussieht, wird getragen.
Die Frauen schmücken sich - auch heute noch - fast immer mit Goldschmuck in Form von Armreifen und Ohrringen. Er paßt auch vorzüglich zur dunklen Haut. Diese Sitte geht angeblich auf die Zeiten der Sklaverei zurück. Sklaven konnten selbst Geld verdienen, indem sie z.B. Gemüse verkauften, das sie in ihrem Selbstversorgungs-Gärtchen gezogen hatten. Sie durften aber kein Land besitzen, legten ihr Geld also in Gold an. Auch die Plantagenbesitzer gaben ihren bevorzugten Sklaven zu besonderen Anlässen, etwa zur Geburt eines Kindes, oder zur Heirat, kleine Goldperlen. Die Namen der einzelnen Gehänge tragen immer noch deutliche Spuren der Sklavenketten:
Die Halsketten, oft mehrfach übereinander getragen, heißen zum Beispiel: collier-corde (Halsstrick-Collier), collier-grains-d'or (Goldkörner-Collier) oder chaîne-forçat (Sträflingskette). Oft haben die Schmuckstücke kreolische Muster, z.B. Zuckerrohr, chenille (Raupe) oder tétés-négresse (Negerinnentitten). Besonders die Verschlüsse der Ketten sind oft sehr schön gearbeitet.
Die Bauern tragen als Alltagskleidung - neben geknotetem Hemd und dreiviertellanger Hose - Hüte mit breiten Krempen, die oben lang und spitz enden. Sie werden aus Palmblättern des Bakoua-Pälmchens geflochten, das so aussieht wie ein Drachenbaum. Das Bäumchen heißt auch Pandanus. Er wurde zunächst hauptsächlich von Fischern getragen. Diese Hüte, oder Nachbauten aus anderen Palmblättern, kann man oft in Touristenläden oder - in weniger haltbarer Ausführung, frisch geflochten am Straßenrand - kaufen. Dieser Hut wird auch zunehmend zum Symbol der eigenen Kultur, vor allem auf Martinique. Auf Demos laufen auch Intellektuelle damit rum. Je nach Gegend ist der Spitz mehr oder weniger lang, gekrümmt oder gerade, etc. Früher konnt man anhand des Hutes wohl recht genau das Dorf bestimmen, aus dem der Träger stammte. Zur Alltagskleidung ist die Machete (cutlas) Standardausrüstung. Vorsicht bei Streitigkeiten mit anderen Autofahrern oder schlimmer, Taxi-co-Fahrern, sie ist wirklich allgegenwärtig. Kein Kofferraum, in dem nicht eine läge.
Rastalöckchen und die dazugehörigen rot-gelb-günen Klamotten tragen eher Jüngere. Siehe unter Bevölkerung/Rastas.
Die französischen Inseln sind berühmt für ihren Rum. Er ist sehr aromatisch und fruchtig und schmeckt ganz anders als der Rum, der üblicherweise bei uns in Tee oder Rumkugeln kommt.
Der Grundstoff für Rum ist Zuckerrohrsaft. Traditionell wird Rum eigentlich nur aus den Resten der Zuckerproduktion, der Melasse, gewonnen. Die Melasse enthält weniger Zucker - der meiste ist ja schon auskristallisiert - dafür aber wesentlich mehr scharfe Aromastoffe. Verwendet man direkt Zuckerrohrsaft, so ist die Ausbeute an Alkohol höher und das Aroma sehr viel feiner und fruchtiger.
Aus Melasse wird heute noch überall auf der Welt gebrannt, außer auf den Antillen. Auf den Antillen wird dieser Melasse-Rum Rhum Industriel genannt. Nebenbei: Was bei uns als "Rum-Verschnitt" verkauft werden darf, hat gerade mal 5% Rhum Industriel gesehen. Der Rest ist z.B. Kartoffelschnaps und Geschmacksstoffe. Auf Guadeloupe wird von der Zuckerfabrik Gardel ein besonders intensiv schmeckender Rhum Industriel hergestellt, er wird ziemlich teuer zum Verschneiden von anderem Rum verkauft.
Die große Zuckerkrise von 1884 - 1890 führte unter anderem dazu, daß einige Habitationen den Rum direkt aus dem vergorenen Zuckerrohrsaft destillierten. Sie wollten nicht abhängige Zulieferer der großen Fabriken werden, und Zucker selbst herzustellen, lohnte nicht mehr. Wie schon erwähnt, ist der Rum, der aus Zuckerrohrsaft hergestellt wird, wesentlich besser als der aus Melasse destillierte. Er heißt Rhum Agricole. Der normal auf den Inseln angebotene Rum ist immer Rhum Agricole.
Ganz früher wurde das Zuckerrohr von Sklaven mit der Machete abgeschnitten. Diese Arbeit ist nicht ungefährlich, da sich in den Zuckerrohrfeldern auf Martinique häufig die Lanzenotter versteckt. Später wurden viele Plantagen vor der Ernte angezündet. So verbrennen die Blätter und Schlangen, und das Zuckerrohr läßt sich leichter ernten. Manche Destillerien lassen das Rohr noch wie früher von Saisonarbeitern mit der Machete schneiden. Angeblich ist der Rum dann besser. Am üblichsten sind heute aber moderne Erntemaschinen, und auch die Handschneidefreaks lassen mit der Maschine sammeln.
Nach der Ernte wird das Zuckerrohr zu den Zuckermühlen gebracht. Früher wurde es vorher gebündelt und auf Esel verladen, von denen auch heute noch ganz selten ein paar bei der Ernte zu sehen sind. Auf Guadeloupe wurden Schmalspur-Eisenbahnen gebaut, die das Zuckerrohr von den Feldern in die Fabrik brachten. Man sieht noch heute die Gleise z.B. auf Grande-Terre. Heute wird der Transport mit Lastwagen erledigt.
Das Zuckerrohr wird dann in Zuckermühlen gequetscht, um den Saft (vesou) von den Fasern (bagasse) zu trennen. Der so gewonnene Saft dann wird gefiltert und konzentriert. In riesigen, offenen Bottichen ist der Saft bei den tropischen Temperaturen ausgesprochen schnell vergoren. Wilde Hefen, die schon auf dem Rohr sind, wenn es geerntet wird, leiten die Gärung ein. Nach höchstens zwei Tagen ist 5-6% starker Zuckerrohrwein (grappe) entstanden, der allerdings ungenießbar ist. Dann wird destilliert. Früher wurde in zwei Durchgängen destilliert, heute meist kontinuierlich.
Das Destillat ist ziemlich stark (80%) und wasserklar.
Der weiße Rum wird mit Wasser auf Trinkstärke (naja: 50-55% auf Marie-Galante sogar 59%) verdünnt, der braune lagert so lange in Eichenfässern, bis ein Teil des Alkohols entwichen ist und er sich mit der Luftfeuchtigkeit selbst ausreichend verdünnt hat. Dann ist er alt. Bei den tropischen Temperaturen geht die Alterung recht schnell, drei bis zwölf Jahre dauert es, bis guter Rhum Vieux entstanden ist. Allerdings gilt das alles nur für den guten Rum. Billiger Rum wird billiger hergestellt, die braune Farbe ist oft wirklich nur Farbstoff. (Bei den Markensorten, die man sehr schnell kennt, weil sie in jedem Laden stehen, braucht man keine Angst zu haben. Die sind echt.)
Manchmal gibt es eine Art mittelalten Rum, den die Leute gerne mögen: Er ist nur leicht gelblich und heißt Rhum Pâle. Er altert ein halbes Jahr.
Da auch guter weißer Rum billiger ist als brauner, wird er von den Leuten am häufigsten getrunken. Eine erstaunliche Menge wird nur für den Eigenbedarf der Inseln hergestellt, um die 60%. Der Rest geht in den Export. Die Rumindustrie hat Probleme, weil es in den klassischen Abnehmerländer z.Z. en vogue ist, Whiskey zu trinken; was auch einfacher geht. Obendrein bringt die EU den Rum-Brennern ähnliche Probleme, wie die deutschen Bierbrauer mit dem Reinheitsgebot hatten. In Frankreich darf als Rum nur verkauft werden, was auch Rum ist, alle anderen Länder erlauben die Bezeichnung Rum auch für Verschnitt-Rum aus industrieller Produktion.
Da sich Rum vorzüglich mit allen Fruchtsäften verträgt, sollte man ihn mal in einigen Varianten probieren. Ausgezeichnet ist auch die Wirkung des Fruchtsafts: Weniger Kopfweh.
Bei allen für Touristen veranstalteten Aktionen ist Rum im Übermaß dabei. Das macht gute Laune und die Leute haben was zu tun.
Alle Rum-Fabriken laden aus Werbezwecken zur Besichtigung ein. Das ist eine nette Sache, man darf auch mal probieren. Fragen! Richtig lohnend ist es nur während der Produktionszeit, etwa von März bis Juli. Die Fabriken sind meist ausgesprochen schrottig, und man wundert sich, daß sie nicht schon lange zusammengefallen sind. Das hat aber rein garnichts mit der Qualität des Rums zu tun, den sie herstellen. Manchmal scheint es fast, als würde das zerfallen Ambiente die Qualität steigern. Fast alle Destillerien haben eine Art Museum dabei, meist nur ein paar Fotos, und was so an alten Industrieanlagen noch rumlag. Es kann vorkommen, daß sie Eintritt nehmen, es kommt sogar vor, daß sie dabei richtig unverschämt sind. Wer zahlt schon 40 F Eintritt in einen Laden? Und das sind sie: Boutiquen und ein nettes Einkaufserlebnis.
Es gibt eine nicht unerhebliche Anzahl von Leuten mit einem stattlichen Alkoholproblem. Dazu gehören teils auch Touristen. Alleine die Bezeichnung decollage (Abheber) für morgendlichen Rumtrunk spricht Bände. Man begnügt sich aber mit dem in Frankreich gesetzlich vorgeschriebenen Hinweis, daß man im Gebrauch mäßig sein soll, da das Übermaß schädlich ist - eine Tatsache, die jeder sehr leicht feststellen kann. Der Kater vom Rum ist keine Katze sondern ein mentaler Weltuntergang. Aspirin versagt. Baden im Meer hilft ein wenig - am Strand aber im Schatten bleiben! Weiß man, daß man viel zuviel erwischt hat - was schwerlich unbemerkt bleibt - so hilft dies Rezept: (Wenig, aber immerhin.) Abends vor (!) dem Schlafengehen ein Aspirin C Plus, Vitamintablette und Iso-Star oder ein ähnliches, für sonst nichts brauchbares Gesöff, trinken. Morgens ggf. noch'n Aspirin.
Das lokale Gras (Marihuana, Ganjah, franz: herbes) ist von herausragender Qualität. Wesentlich besser als so manches bei uns angebotenes Dope. Man wird immer wieder angelabert, ob man kaufen mag. In Fort-de-France ist die Adresse Rue de la Folie (=Straße des Irrsinns, sic). Einfach einen von den Rastas fragen, sie weisen den Weg. Ein Briefumschlag (envelope) kostet 50 F. Man wiegt nicht und diskutiert nicht über die Menge. Es reicht. Das Zeug wächst wie Unkraut, warum damit geizen?
Die Polizei reagiert ausgesprochen böse auf rauchende Touristen und der Knast ist eng. Man sollte vorsichtig sein und sich von den Rastas nicht zu zu auffälligem Verhalten hinreißen lassen. Es ist etwas ganz anderes, wenn die rauchen. Allein ein Gespräch mit einer polizeibekannten Persönlichkeit kann - wenn der Typ weg ist - eine Durchsuchung zu Folge haben. Die Strafen für den Besitz von illegalen Drogen sind ziemlich unverhältnismäßig. Schon ein Umschlag kann eine Haftstrafe nach sich ziehen. Der Urlaub ist sicher im Eimer.
Kokain und Crack wird sehr häufig aus Südamerika importiert. Wenn die Polizei bei Gras schon sauer ist, hier ist sie furiös. Minimale Mengen bringen maximalen Ärger, handelsfähige Mengen todsicher Knast. Wer trotzdem der Auffassung ist, er will was, muß fragen bei den Bootlern in den Marinas, bei Kreuzfahrerpersonal oder bei Rastas, die Gras anbieten. Man erkennt sich schon. Angeblich sei das Crack nicht so hinterhältig wie in USA. Es macht trotzdem sehr schnell süchtig.
Heroin ist äußerst selten, es paßt nicht in die Karibik.
Im Urwald wächst allerlei an sonderbaren Pflanzen, und wirre Gestalten kauen einem das Ohr ab, was und wie und wo und warum. Mit einschlägiger botanischer Literatur bewaffnet, sollte ein mehrtägiger Aufenthalt im Bereich Prêcheur/Grande Rivière auf Martinique auch zum passenden Pflanzensucher führen. Es gibt auch eine Reihe wirklich giftiger Pflanzen, die man nicht probieren sollte.
Niemals eine Insel mit Drogen verlassen! Erstens gibt's das Zeug überall, zweitens sind die Kontrollen viel besser als sie aussehen. Gerade die französischen Behörden haben mit unglaublicher Liebe daran gestrickt, den Kurierweg nach Europa zu stopfen. Die Polizei hat in der Metropole den Ruf völlig unfähig zu sein, und mit den Drogensachen reparieren sie ihr Image halbwegs. Sie geben sich große Mühe, die verlockenden Möglichkeiten so gefährlich wie möglich zu machen. Es gibt Segler, die behaupten, daß die einzig "vernünftige" Lösung sei, von einer der nicht-französischen Inseln direkt an die Küste der BRD zu fahren. Naja. Sobald Drogenverdacht besteht, ist das Konsulat völlig taub. Die Polizei ist normal nicht gewalttätig, hier kann es aber ohne weiteres passieren, daß man "hinfällt", wenn man auch noch die Klappe aufreißt. Siehe auch "Zoll".
Auf Guadeloupe und Martinique natürlich Französisch - möchte man meinen. Es gibt Leute die einen nicht verstehen! Oft sind sie "Gastarbeiter" aus Haiti und Umgebung oder sprechen halt nur Kreolisch. Manchmal hilft englisch, manchmal improvisieren, manchmal garnix.
Es gibt eine ganze Reihe deutscher und deutschsprechender Menschen auf den Inseln. Hinweise für Sprachkurse bei Literatur.
Die Übersicht zeigt die Hauptsprachen im gesamten Raum. Das heißt noch nicht, daß jeder auf der Insel diese Sprache versteht. In Touristenzentren kommt man gut zurecht, wenn man Geduld hat und Englisch spricht.
Seine Ursprünge werden entweder im Matrosenkauderwelsch oder in der Sklavensprache gefunden. Wahrscheinlich hat es sich aus beidem entwickelt.
Die ersten Matrosen und Siedler waren derart international, daß sie nur noch gekauderwelscht haben. Und die Sklaven hatten oft das Problem, daß sie aus den verschiedensten Gebieten Westafrikas zusammengewürfelt waren und die Befehle verstehen mußten, die sie von den verschiedenen weißen Herren erhielten. Im Kreolisch von Martinique fehlt das "R", angeblich, weil es die Kolonisatoren, die überwiegend aus der Normandie stammten, auch nicht aussprachen.
Daher stammen auch viele Wörter, die die vorgefundene Botanik, Geographie oder Naturerscheinungen bezeichnen, noch aus der Sprache der Kariben, seltener auch Arawak, z.B. "Hurrikan" was böser Geist heißen soll. Jene Wörter, die Arbeitsgeräte bezeichnen, stammen oft aus dem Französischen, incl. der eingeführten Nutztiere, wobei die Aussprache teils dem heutigen Französische, teils dem alten Dialekten der Kolonisatoren, teils einer gewissen Lässigkeit zuzschreiben ist. Z.B. Gwadlup für Guadeloupe.
Die Grammatik und Orthographie weist starke afrikanische Züge auf. Viele Begriffe sind auch sehr anschaulich: Cable male für Starterkabel beim Auto.
Traditionell ist Kreolisch "Umgangssprache" und wird nicht geschrieben, sondern nur gesprochen - und häufig auch gestikuliert. Das ändert sich aber langsam. Es gibt - meist ziemlich politische - Komix, viele Grafitis und im lokalen Fernsehen (ATV) gibt's Nachrichten in Kreolisch. Sprachkurse werden angeboten, die Grammatik ist Gegenstand wissenschaftlicher Abhandlungen. Immer mehr entwickelt sich Kreolisch zum Träger einer kreolischen Identität.
Ich habe auch einen Metro getroffen, der so einen Kurs mit viel Elan besucht hat. Ihn hat das oben erwähnte Verständigungsproblem genervt, außerdem war er der Auffassung, daß er die "Landessprache" beherrschen sollte. Und da hat er wohl recht, wer kreolisch spricht, kommt sehr viel leichter zu recht. Es gibt einen Crèol-Kassettenkurs, von der Firma mit dem bezeichnenden Namen Assimil. In den öffentlichen Bibliotheken finden sich Wörterbücher, Grammatiken etc.
Das martiniquaiser Kreolisch ist näher verwandt mit der Art Kreolisch, die auf Dominika und St. Luce gesprochen wird, als mit der Art, die in Guadeloupe gesprochen wird. Und das obwohl auf den beiden anderen Inseln Englisch Hauptsprache ist.
Ein paar Beispiele und Sinnsprüche:Die Beispiele stammen aus Martinique. Keine Garantie für die Orthographie.
Sehr häufig duzen sich die Leute untereinander, aber das ist kein Zeichen von erhöhtem Respekt. Métros untereinander und mit Respektspersonen bleibt man beim "Sie", es ist im Zweifel vorzuziehen.
Man muß leider sagen, daß das französisch um so sauberer wird, je besser die Ausbildung und der soziale Status des Sprechers ist, aber das ist ja überall so. Zwar verstehen alle Leute französisch, aber die Fähigkeit, teils auch die Lust, sich in (verstehbarem) französisch auszudrücken ist begrenzt. Es sind aber nicht nur die sozial unterprivilegierten, die Kreolisch sprechen. Einige Intellektuelle pflegen die Sprache auch, die Bauern und viele Handwerker sprechen sie. Es ist von der Sozialstruktur etwa vergleichbar mit den Dialekten in Deutschland. Nur daß Kreolisch dabei ist, eine eigene Sprache zu werden, oder, wie manche behaupten, schon eine eigene Sprache ist.
Das Ausbildungsniveau ist gut. Es gibt Schulpflicht von 6-14 Jahren, sehr viele Schüler besuchen die Schule aber länger. Das ist einer der Bereiche, in dem sich der französische Staat nicht lumpen läßt. Es gibt unglaublich viele Schulen. (Deutlich erkennbar an Schilderwald und Geschwindigkeitsschwellen) Zu den Bildungsanstrengungen gehören zum Beispiel auch die vielen öffentlichen Bibliotheken, die mit Arbeitsräumen (auch für Gruppenarbeit) und Klimaanlage ausgestattet oft den einzigen brauchbaren Arbeitsplatz eines Schülers für seine Hausaufgaben darstellen. 5 - 10% der Schüler besuchen Privatschulen.
In der Schule wird Uniform getragen und es gibt ganztags Unterricht, teils sogar noch Samstag vormittags. Mittwoch nachmittag ist frei. Das französische Schulsystem mit seiner stupiden Auswendiglernerei gilt auch hier.
Es gibt seit 1975 eine Universität (Université France-Antilles), die gar keinen so schlechten Ruf hat, sogar teils Spitzenplätze in Frankreich belegt. Böse Leute behaupten, daß das nur an politisch frisierten Statistiken liegt. Die Studenten sind jedoch in Wissen und Habitus europäischen vergleichbar. Oft studieren die Kinder in der Metropole, wenn die Eltern es sich leisten können. Diese Tendenz zu guter Ausbildung läßt das beste für die Inseln hoffen.
Die Chance, daß man mit englisch oder gar deutsch durchkommt, ist nicht schlecht, solange man nicht allzufern vom Mainstream der Touristen rumläuft. Ob man das Englisch mit starkem französischen Akzent versteht, ist was anderes. (Nebenbei: Es wohnt eine stattliche Anzahl von Deutschen auf der Insel.)
Guadeloupe und Martinique sind jeweils ein französisches Département, abgekürzt D.O.M.: Département d'outre mer.
Damit stehen sie näher an Frankreich, als jene Gebiete, die als T.O.M. (Territoire d'outre mer = Überseegebiete) verwaltet werden. Die Départements sind Bestandteil des französischen Staatsgebiets. Den Besonderheiten der Inseln Rechnung tragend, gibt es Abweichungen von der rechtlichen Gestaltung eines normalen französischen Départements, die sich aber auf Besucher nicht sehr stark auswirken. So sind z.B. die Sozialhilfesätze etwas niedriger als in der Metropole und diverse Gehalts- oder Steuervorteile sollen Geld und Leute ins Land locken. Zu Guadeloupe zählen verwaltungstechnisch auch noch die beiden kleinen Inseln St. Martin und St. Barthélémy. Wie in allen anderen Départements gibt es einen aus Paris eingesetzten Präfekten.
Dem Präfekten stehen zwei Organe zur Seite, der Conseil Général (Generalrat) mit 45 Mitgliedern (Guadeloupe nur 43) und der Conseil Régional (Regionalrat) mit 41 Mitgliedern. In der Nationalversammlung in Paris sind sie mit je vier Delegierten vertreten, im Senat sitzen zwei Senatoren. Ein Repräsentant sitzt im Wirtschafts- und Sozialrat der EU.
Neben den großen französischen Parteien (RPR, UDF, PR) gibt es auf Martinique die linksorientierte Parti Progressiste Martiniquais (PPM), die 1957 gegründet wurde. Sie strebt größere Selbstverwaltung für Martinique an, will aber keine Unabhängigkeit. Sie hat es verstanden, trotz bejahung der eigenen traditionellen Werte Martiniques eine eigenständige, aber nicht Frankreich-feindliche Politik zu machen. Das relativ radikale Mouvement Indépendantiste Martiniquais (MIM) strebt dagegen die gänzliche Unabhängigkeit an. Bei den Wahlen gewinnt meist ein linkes Bündnis.
Es gibt viele Streiks und Demos wegen und gegen alles. Meist eine recht heitere und ausgelassene, manchmal auch eine aggressive Angelegenheit. Jedenfalls herrscht Stimmung: Musik und Rum. Bei den Demos vermißt der mitteleuropäische Betrachter inhaltliche Transparente, dafür hat jedes noch so kleine Grüppchen eine uniformartige Kleidung und ein großes Schild mit dem Namen der Gruppierung. Fragt man die Passanten, weiß aber jeder, worum es geht. Generell reagiert die Bevölkerung eher positiv bis gleichgültig auf Streiks. Sie werden als unabwendbar hingenommen, und auch bei gravierenden Folgen für die Bevölkerung ist eine gewisse Sympathie oder wenigstens Duldung unverkennbar. Die Polizei ist ebenfalls erstaunlich zurückhaltend, so steht sie bei Straßenblockaden meist nur daneben und schaut, daß sich die Leute nicht prügeln. Nur wenn die Streikenden nicht aufpassen, räumt die Polizei gemächlich die Barrikade zur Seite. Richtig böse werden die Polizisten nur, wenn staatliche Gebäude besetzt werden sollen. Fragt man die Leute, warum die Polizei so zurückhaltend ist, lautet die Antwort unisono: Sonst gibt's einen Aufstand. In schwerwiegenderen Fällen, kommt es zu Straßenblockaden und einer Art Generalstreik. Oft steht das Ausmaß des Streiks in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Wert der Forderungen. Es steht zu vermuten, daß einige der Gewerkschafter intensiv mit der Unabhängigkeit liebäugeln.
Leider sind die sozialen Umstände auch so, daß es einiges zum Sich-Beschweren gibt. Woran das liegt, ist allerdings heftig umstritten.
Die sonst so dringend nötigen Gewerkschaften - ohne die ein Marktgleichgewicht zwischen Arbeitenden und Unternehmern nicht möglich wäre - haben sich zu einem rechten Fluch der französischen Antillen entwickelt. Égalité und Specificité, je nach Lage der Interessen. Sie betonen einerseits die kulturelle Eigenart Martiniques, die eine andere Behandlung als der Rest von Frankreich verlangt, andererseits wird Gleichbehandlung mit dem französischen Festland verlangt, was z.B. staatliche Geldleistungen angeht. Das ist natürlich eine recht flexible Formel.
Es gibt eine Unabhängigkeitsbewegung und ihre Vertreter können sich recht eloquent dazu äußern, wie denn Martinique nach der Unabhängigkeit wirtschaftlich leben soll. Aber überzeugt haben sie mich nicht. Es scheint auch so, daß in der Bevölkerung die Abhängigkeit von Frankreich zwar als äußerst lästig empfunden wird, aber immer noch den wenig konkreten nationalen Gefühlen vorgezogen wird. Der Geldbeutel denkt halt mit. Und in Dominika haben die Martinikaner ein ziemlich drastisches Beispiel vor der Haustüre, was alles passieren kann, wenn eine kleine Insel unabhängig wird.
Im Moment wird nur auf Frankreich und die Zentralpolitik geschimpft, das aber mächtig. Die Tendenz zu mehr Aggressivität ist aber unverkennbar. Es bleibt wirklich abzuwarten, was rauskommt, wenn die Suppe fertig gekocht ist.
Auf Guadeloupe sieht es ähnlich aus, jedoch haben die Unabhängigkeitsbewegler nach der Sturmkatastrophe von 1989 merklich an Popularität verloren. Neben den schon bei Martinique erwähnten französischen Parteien gibt es noch die Parti Progressiste Guadeloupéen PPG, an Stelle der PPM.
Die wirtschaftliche Gesamtlage ist traurig. Beide Inseln können sich nicht selbst versorgen. Das ist bei Industrieprodukten wegen der geringen Größe der Inseln noch recht einsichtig, aber auch die Versorgung mit Lebensmitteln ist völlig abhängig vom Import. Es verwundert etwas, da man überall Plantagen und Felder sieht. Der französische Staat pumpt den Wert von etwa 70% des Bruttosozialprodukts in Geld und Leistungen auf die Insel. (Diese haarsträubende Zahl wird von den Befürwortern der Unabhängigkeit stark bestritten oder damit relativiert, daß sie die Steuerleistungen der Insel gegenrechnen, die aber in der offiziellen Statistik bereits enthalten sind.) Ob man die absolute Zahl glaubt oder nicht, es bleibt dabei: Ohne Geld vom Festland sähe die Zahlungsbilanz wesentlich bunter, rot nämlich, aus. Eine andere Erklärung für diese Zahl sieht so aus, daß Frankreich auf die Inseln Geld pumpt, das dann für den Kauf von französischen Waren und Dienstleistungen verwendet wird und ins Mutterland zurückfließt. Durch diesen Kreislauf würden die Békés, die im wesentlichen den Handel in den Händen haben, subventioniert. Im Austausch für die Subventionen erhält Frankreich einen Militärstützpunkt in Mittelamerika.
Landwirtschaftliche Exportprodukte sind hauptsächlich Bananen und Zuckerrohr bzw. der daraus gewonnene Rum. Auf Guadeloupe werden auch Ananas für Dosen angebaut und exportiert. In den letzten Jahren wurde die Rinderzucht und der Gemüseanbau etwas forciert. Meist werden Gemüse und andere landwirtschaftliche Produkte nur in geringem Maßstab angebaut, das meiste davon privat und zur Selbstversorgung, um die hohen Lebenshaltungskosten zu senken. Trotzdem ist die Landwirtschaft, wenn auch mit stark rückläufiger Tendenz, immer noch der größte Wirtschaftsfaktor.
Von richtiger Industrieproduktion kann man nicht sprechen. Die industriellen Betriebe haben nur geringe Größe, sie würden bei uns als mittelständische Unternehmen laufen. Immer wieder wird ein Prestigeprojekt gebaut und läuft dann so lala. Die Inseln sind zu klein, um ohne importierte Halbprodukte auszukommen, und können daher nicht mit Weltmarktpreisen konkurrieren. Was hilft es, wenn die Tüte für den Orangensaft mehr kostet als der Saft, weil sie am anderen Ende der Welt hergestellt wird?
Die Arbeitslosigkeit - egal wessen Zahlen man ansieht - läßt einen in Tränen ausbrechen. Auch bei politisch wohlwollenden Statistiken wird sie nie unter 30% angegeben, manchmal gehen die Zahlen auch weit über 50%.
Der Tourismus ist der wichtigste Devisenbringer und der am heftigsten wachsende Wirtschaftszweig. Gerade die französischen Touristen genießen gerne den Hauch von Exotik in ihrer eigenen Sprache. In den letzten Jahren zieht es sehr viel mehr Deutsche in diese Gegend der Welt. Immer noch ist der überwiegende Teil der Touristen nur recht kurz da, meist als Kreuzfahrer oder Segler.
Sehr viele größere Wirtschaftsunternehmen, vor allem Handelsketten, aber auch z.B. Zeitungen und Verlage betrachten die französische Karibik als einen einzigen Markt. So werden die Produkte überall gleichförmig verkauft oder nur ein paar regionale Änderungen vorgenommen. So gibt es z.B. Ti - Gourmet, den kleinen, bunten Restaurantführer, das Kleinanzeigenmagazin 97.x und der Tageszeitung France-Antilles auf allen Inseln, teils auch am Festland (Guyana). Sämtliche Handelsketten haben die gleichen Einkaufsmonster wie in Frankreich in die Landschaft geklotzt.
Die Mehrwertsteuer (T.V.A ) beträgt 9.75%. Für die An- und Abreise mit der Fähre werden, wie allgemein üblich, Hafensteuern verlangt, eine allgemeine Ausreisesteuer gibt es nicht.
Inselspezifische Infos siehe dort.
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